firo Fußball, Fussball: Euro EM Europameisterschaft 10.06.2016 Frankreich - Rumänien 2:1 Eröffnungsspiel Polizei Sicherheit Terrorgefahr Maschinenpistolen vordem Stadion Security presence at the Stade de France. Stade de France, Saint-Denis, France 10 June 2016 |

Die Angst schaut mit? Nieder mit der Paranoia!

Derzeit ist die Panik vor Terroranschlägen nahezu allgegenwärtig –  die Wahrscheinlichkeit, selbst Opfer zu werden, ist jedoch schwindend gering.

Die Europameisterschaft hat be­gonnen, und mit ihr häufen sich Debatten um die Sicherheitslage – bei den Spielen in Frankreich und auch hierzulande, beim Public Viewing, in den öffentlichen Verkehrsmitteln und eigentlich auch sonst überall. Anläss­lich des Fastenmonats Ramadan – der eigentlich für Besinnung und Nächs­tenliebe steht – hat der sogenannte Islamische Staat seine Kämpfer im Ausland zu Anschlägen aufgefordert. Dem Aufruf folgte in der vergangenen Nacht ein französischer Islamist, indem er im Alleingang einen Polizisten und dessen Frau tötete. Auch die EM ist ein will­kommenes Ziel für DIY-Terroristen und die, die es werden wollen.

Rabea konzen­triert sich fortan auf die von Kühen und Bäumen ausgehende Gefahr. (Foto: Gerd Metzner)
Rabea konzen­triert sich fortan auf die von Kühen und Bäumen ausgehende Gefahr. (Foto: Gerd Metzner)

Die Terroranschläge von Paris und Brüssel hallen in unseren Köpfen noch immer nach und haben sich mit all den anderen jüngsten weltweiten Attentaten in ­ihrer Gesamtheit zu einem neuen 9/11 formiert. Mit ei­nem entscheiden­den Un­terschied: Die me­diale Visua­lität hat sich mit­tels Smart­phone und Internet verviel­facht. Blu­tige Bil­der und Vi­deos aus dem ­Bataclan errei­chen uns wenige Stunden nach der Tat via Facebook und Twitter und machen sie wesentlich greifbarer als die aus sicherer Entfernung gefilm­ten bren­nenden Türme des World Trade Cen­ters. Nach den schrecklichen Ereignissen aus Orlando wurde sogar der letzte SMS-Kontakt eines Opfers mit seiner Mutter öffentlich. Ein fruchtbarer Nähr­boden für Paranoia.

Neulich berichtete ich jemandem von einer anstehenden innereuropä­ischen Flugreise – als Antwort kam ein sorgenvolles: „Das würde ich aber momentan nicht machen.“ Als hätte ich gerade erzählt, entspannten Strandurlaub in Somalia zu planen. Frei von diffuser Terrorangst bin ich natürlich auch nicht: Als ich kürzlich in der U-Bahn einem Typen gegen­übersaß, der gleichzeitig mit ver­schiedenen Handys hantierte und dabei nervös aussah, habe ich kurz überlegt, auszusteigen. Ich selbst transportiere hin und wieder sperrige Koffer mit Musikinstrumenten durch die Stadt und ernte dabei in der ­U-Bahn ebenfalls skeptische Blicke, die sicher auch meinem – wie man mir oft attestiert – „nicht ganz deut­schen“ Aussehen geschuldet sind.

Ungünstig nur, dass man gerade in Berlin die öffentlichen Verkehrsmittel kaum meiden kann. Und selbst wenn – auf belebten Plätzen, im Restaurant und auf dem Konzert kann genauso plötzlich ein wild­gewordener Jüngling mit Allmachts­fantasien und Sturmgewehr aufkreu­zen. Wie also mit dieser Gefahr um­gehen? Mir hilft es, Statistiken zu wälzen. Wesentlich gefährlicher als Terror sind beispielsweise Kühe, Radfahren, Schmerztabletten, Wes­pen und unvermittelt umstürzende Bäume. Ein Bekannter erzählte mir außerdem unlängst, dass es statis­tisch gesehen wahrscheinlicher wäre, an einem versehentlich ver­schluckten Bleistift zu sterben, als einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen. Dass die eigentliche Bedro­hung im Stifteknabbern liegt, ist seit­dem mein beruhigendes Mantra.

 

von Rabea Erradi

 

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Kategorien Extremismus Politik

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