Foto: Gerd Metzner

Wir sollten es eigentlich besser wissen

Julia Womser ist schockiert über die fremden­feindlichen Übergriffe.

Vor wenigen Tagen stellte Günther Jauch in seinem Polit­talk folgende Frage zur Diskussion: „Pöpeln, hetzen, drohen – wird der Hass gesellschafts­fähig?“ Zur Beantwortung lud er sich äußerst unterschiedliche Gäste ein: Bundesjustizminister Heiko Maas, die Jour­nalistin Anja Resc­hke, den saarländischen Innenminister Klaus ­Bouillon und den AfD-Politiker Björn Höcke. Letztere nicht un­um­strittene Persönlich­keit hat gleich seine hand­liche Deutschland­flagge mitgebracht und auf seinem Sessel platziert.

Doch zurück zu Jauchs Frage. Wird der Hass gesellschafts­fähig? Ja, möchte man fast meinen, wenn man sich in Deutsch­land um­schaut. Pegida-Anhänger definieren sich als Durchschnitts­bürger, als Mitte der Gesellschaft. Demonstranten tragen selbst gebastelte Galgen durch die Straßen. Immer wieder werden Flücht­lings­unterkünfte atta­ckiert. Henriette Reker, die als Sozial­dezernentin unter anderem für Flücht­linge zuständig war, wurde in Köln mit einem Messer schwer verletzt und musste ihren neuen Posten als Ober­bürger­meisterin am Donnerstag vom Kranken­haus aus antreten.

Wo sind wir hier? In einem Land mit einer Vergangen­heit, die uns besonders wachsam sein lassen sollte! Ohne jetzt die Moral­keule schwingen zu wollen: Wir sollten es besser wissen. Das scheinen viele aber nicht wahr­zu­nehmen, sei es aus Bequem­lichkeit oder Angst. Oder noch schlimmer: Es ist ihnen bewusst, aber egal. Leute wie Björn Höcke geben ihnen eine Stimme.

Was läuft hier falsch? Weniger, als man nach diesen Worten glauben könnte. Gerade bei Jugend­lichen lässt sich dieser Tage beobachten, dass sie den neu An­kom­men­den freundlich gegen­überstehen. Schüler melden sich, um mit den noch fremden Kindern zu spielen und ihnen Deutsch beizubringen. Zahl­reiche Freiwillige helfen in Flücht­lings­heimen aus und sammeln Spenden. Schulen richten Will­kom­­­mens­klassen ein und Schüler über­nehmen Paten­schaften. Man möchte laut rufen: Schaut auf die Jugend. Oder Herbert Grönemeyer zitieren: „Die Welt gehört in Kinder­hände“. Deutsch­land ist bunt. Und soll es auch bleiben. ­#refugeeswelcome.

Julia Womser, 25 Jahre

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