„Armut ist sexistisch“

ONE-Jugendbotschafterin Amina reist diese Woche zum G7-Gipfel. Ihr Ziel: extreme Armut zu bekämpfen

Von Lisa Opolka, 20 Jahre

Es könnte das neue Selfie werden: das sogenannte „Strengthie“. Eine Gruppe Jugendlicher steht vor dem Brandenburger Tor. Sie haben die Ärmel ihrer Pullover nach oben gekrempelt und schauen mit angespanntem Bizeps entschlossen in die Kamera. Wenige Meter weiter lässt sich ein Rentnerehepaar in der gleichen Pose fotografieren. „Diese Leute setzen ein Zeichen in der ‚We can do it‘-Pose. In Anlehnung an Rosie the Riveter, eine Ikone der Frauenbewegung, machen sie darauf aufmerksam, dass die Rolle der Frauen auf dieser Welt gestärkt werden muss“, erzählt die 18-jährige Studentin Amina aus Berlin.

Verantwortung übernehmen

Sie ist Jugendbotschafterin der entwicklungspolitischen Kampagnen-organisation ONE, die sich für das Ende extremer Armut in Afrika einsetzt. Kurz vor dem G7-Gipfel auf dem oberbayerischen Schloss Elmau, wo am 7. und 8. Juni die sieben größten Industrienationen tagen, hat ONE die weltweite Fotoaktion gestartet, an der unter anderem die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai und die Sängerin Beyoncé teilgenommen haben. „Als Europäerin kann ich einen Beitrag für Menschen leisten, denen es nicht so gut geht wie mir“, erklärt Amina ihre Motivation. Damit Entwicklungspolitik einen größeren Stellenwert bekommt, trifft sie sich mit Politikern und versucht, auch die Bevölkerung für Entwicklungszusammenarbeit zu sensibilisieren. „Das Bewusstsein, eine Verantwortung gegenüber anderen Ländern zu haben, ist noch nicht richtig angekommen“, sagt Amina.

„We can do it“: Mit ihrer weltweiten #Strengthie-Fotoaktion rufen die ONE-Jugendbotschafter die sieben Industrienationen zur Förderung von Frauen auf. FOTO: ONE
„We can do it“: Mit ihrer weltweiten #Strengthie-Fotoaktion rufen die ONE-Jugendbotschafter die sieben Industrienationen zur Förderung von Frauen auf. FOTO: ONE

Gerade in Entwicklungsländern sind Frauen besonders von Armut betroffen. Gleichzeitig haben sie ein enormes Potenzial, von dem alle profitieren würden: „Viele Frauen, die in der Landwirtschaft arbeiten, haben einfach nur wegen ihres Geschlechts kaum Landrechte und Zugang zu Produktionsmitteln. Man könnte sehr viel Hunger beseitigen, indem man Frauen mehr Rechte gibt. Sie zu stärken, hilft auch Männern und der ganzen Gesellschaft“, meint Amina. Aus diesem Grunde lautet der Titel einer aktuellen ONE-Studie: „Armut ist sexistisch.“ Diesen Donnerstag wird Amina als eine von 250 Jugendbotschaftern aus den G7-Ländern zum G7-Gipfel reisen. Sie und ihre Mitstreiter erhoffen sich viel vom Treffen der Sieben – immerhin werden die sogenannten Nachhaltigen Entwicklungsziele von den Vereinten Nationen verabschiedet. „Alle müssen jetzt an einem Strang ziehen“, sagt Amina. „Es geht nicht einfach nur um mehr Geld. Die Staats- und Regierungschefs sollten den Mut haben, gemeinsam konkrete Maßnahmen zu beschließen, um die extreme Armut zu beenden.“

Kampf geht in die heiße Phase

Drei Meter große Ballons mit den Gesichtern der Staats- und Regierungschefs werden die ONE-Jugendbotschafter nahe dem G7-Gipfel in zehn Metern Höhe in die Luft steigen lassen – damit fordert ONE mehr als heiße Luft von den Gipfelteilnehmern. Zudem wird es in München eine Großkundgebung gegen Armut, Unterschriftenaktionen und Petitionsübergaben geben. Amina und die anderen Jugendbotschafter aus der ganzen Welt werden da sein. Für sie geht der Kampf gegen extreme Armut jetzt in die heiße Phase.

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Kategorien Politik

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