Von Julien Hoffmann, 20 Jahre
Deutschen Kindern fehlt es an so gut wie nichts. Sie müssen keinen Hunger leiden und auch keine Angst haben, durch Krieg oder Terror aus der Heimat vertrieben zu werden. Der exemplarische Blick in die durchschnittliche deutsche Familie zeigt: Es ist alles da, was es zum Leben braucht – und mehr. Doch kann es irgendwann auch zu viel Wohlstand geben? Zum Beispiel, wenn das achtjährige Kind, das einem in der UBahn gegenübersitzt, verträumt und abwesend auf dem riesigen Display eines brandneuen, in den kleinen Händen völlig überproportioniert wirkenden Tablet herumspielt?
Diesen subjektiven Eindruck scheint nun die Wissenschaft zu bestätigen: Jedes vierte Kind zwischen 6 und 13 Jahren besitzt ein Smartphone. So lautet der Befund der kürzlich veröffentlichten KidsVerbraucher-Analyse. Klar, Medienkompetenz ist enorm wichtig. Doch müssen Kinder schon mit sechs Jahren an Smartphones und Internet herangeführt werden?
Man sollte das nicht von vornherein verteufeln. Die gezielte, richtige Nutzung neuer Medien und Technik kann das Leben von Kindern bereichern. In Schulen sind deshalb Laptops und Notebooks im Unterricht keine Seltenheit mehr. Und auch Smartphones können hilfreich sein, etwa bei der mobilen Nutzung von Lernportalen (vor allem beim Vokabellernen sehr hilfreich), dem Abfotografieren des Tafelbildes oder bei der gemeinsamen Vorbereitung auf die Klassenarbeit via WhatsApp.
Ob diese Funktionen von einem Sechsjährigen aber auch so genutzt werden, ist sehr fraglich. Das bestätigt auch die Studie. So wurde herausgefunden, dass die kleinen Nutzer in erster Linie an dem vielfältigen Spieleangebot im Netz interessiert sind. Nebenwirkungen können zum Beispiel eine geringere Aufmerksamkeitsspanne oder Spielsucht sein. Deshalb ist es wichtig, dass die Eltern
aufpassen, was ihre Kinder machen. Das sollte nicht heißen, Smartphones und Tablets zu verbieten. Sinnvoller wäre es, klare Regeln zu schaffen, wann und wofür ein Gerät angeschafft wird.
Ratsam wäre, dabei nicht allein das Alter entscheiden zu lassen. Besser ist es, die Begründung der Kinder als Kriterium zu nehmen: Je nachvollziehbarer die Argumentation für die Anschaffung, desto eher wird ein Kind richtig mit dem Gerät umgehen.