Notenschluss

In die Ferien mit James Bond und Hugh Grant

Wir wussten es immer: Auch Lehrer träumen heimlich von den Ferien. Foto: Fotolia /Africa Studio
Wir wussten es immer: Auch Lehrer träumen heimlich von den Ferien. Foto: Fotolia /Africa Studio

Dass Jugendliche kurz vor Ende des Schuljahres ausgelaugt sind, brauchen wir wohl kaum zu erwähnen. Eine nicht repräsentative Umfrage der Jugendredaktion unter Bekannten hat nun aber ergeben: Auch die Lehrer scheinen, sobald die Zensuren für das Jahreszeugnis feststehen, keinen richtigen Drive mehr zu haben. In den Sommerferien mehren sich die Berichte von Lehrern, die die quälenden letzten Tage nach dem Notenschluss vor Ferienbeginn mit Tätigkeiten zu überbrücken versuchten, die mit dem Wort Unterricht etwa so viel zu tun haben wie der Alt-68er-Pädagoge aus dem Fachbereich Französisch mit dem cholerischen Sportlehrer, den alle nur Gunnery Sergeant Meier nennen. Ein Bezug zum Fach wird dabei in vielen Fällen bestenfalls alibihaft hergestellt. So erzählte eine Freundin kürzlich, wie ihre Politiklehrerin drei Wochen vor Ferienbeginn sagte, die Schüler sollten sich Filme aussuchen, die sie in den letzten Stunden gerne sehen würden. Einziges Kriterium: Sie müssten etwas mit Politik zu tun haben. Schließlich rang man sich zu dem anspruchsvollen Politthriller „James Bond 007 – Casino Royale“ durch. In der letzten Stunde stand „Tatsächlich Liebe“ auf dem Spielplan – weil Hugh Grant darin als britischer Premierminister auftritt.

An der Schule eines anderen Freundes wurden die letzten Schultage zur Projektwoche ernannt. Das klingt anspruchsvoll, dachte er, bis sein Klassenlehrer entwaffnend offen verkündete: „Ich gebe meinen Schülern in der Projektwoche grundsätzlich frei. Aber irgendwie muss ich das als Projekt anmelden. Ich nenne es: ‚Fotografischer Blick auf Berlin‘. Das heißt, dass ihr in der Woche alle zehn Fotos machen müsst. Die bringt ihr am Freitag mit und wir kleben sie alle auf ein Plakat. Das sieht aus, als hätten wir richtig was gemacht.“

Die wohl skrupelloseste Form der Unterrichtsvermeidung begegnete dem Autor an seiner eigenen Schule. Dort kündigte der Klassenlehrer drei Wochen vor Schuljahresende an: „Nächste Woche beschäftigen wir uns damit, was wir in der letzten Woche machen.“ Weitere Themen hatte er für die vorletzte Woche nicht vorgesehen. Das Ergebnis unserer Umfrage ist eindeutig: Gut, dass Sommerferien sind.

(Patrick Schmitt, 19 Jahre)

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Kategorien Politik

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