Die heiße Phase des Wahlkampfs hat begonnen. Am 22. September wird der Deutsche Bundestag gewählt. Alle Parteien wollen hinein. Aber was wollen sie dort? Wir haben uns die Wahlprogramme aller Parteien angesehen. Nun nehmen wir sie beim Wort: In unserer Serie zur Bundestagswahl stellen wir uns jede Woche vor, wie sich der Alltag von Jugendlichen in der Schule und in der Freizeit verändern würde, wenn eine Partei bei der Wahl die absolute Mehrheit erringen würde, also alleine regieren und alle Punkte aus ihrem Programm eins zu eins umsetzen könnte. Heute: Die Linke.
Wenn Tom an einem Nachmittag im September 2017 von der Schule nach Hause kommt, setzt er sich dort als Erstes vor den Computer. Allerdings nicht, um zu spielen oder nachzusehen, ob ihm jemand auf Facebook geschrieben hat, sondern um Hausaufgaben zu machen. Seit die Linkspartei Deutschland regiert, können seine Eltern nicht mehr sagen, er solle doch, wenn er zum Beispiel nachschlagen soll, was Sozialismus ist, lieber mal ans Bücherregal gehen statt an den Computer. Toms Bücher stehen in keinem Bücherregal mehr, es gibt sie nur noch digital. Damit sich wirklich alle Schüler Lernmittel wie Schulbücher und Arbeitshefte leisten können, hat die Regierung beschlossen, dass sie kostenlos im Internet zugänglich sein sollen – als sogenannte Open Educational Resources.
Natürlich läuft auf Toms Computer nebenher trotz Hausaufgaben ein Chatprogramm – schließlich sitzen alle seine Klassenkameraden auch am Computer und quälen sich mit der Englischübung. Auf diese Weise kann man sich austauschen. Die meisten von ihnen kennt er bereits acht Jahre. Als er 2013 in die sechste Klasse kam, war er eigentlich davon ausgegangen, im nächsten Jahr auf ein Gymnasium oder eine Realschule zu wechseln. Doch diese Schultypen wurden von der Regierung genauso wie die Hauptschule abgeschafft. Stattdessen gibt es nur noch die Gemeinschaftsschule. In der sollen die Schüler länger gemeinsam lernen, weil das die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft verringere, so die Begründung. So bleiben Tom und seine Klassenkameraden ganz unverhofft von der ersten bis zur zehnten Klasse an der gleichen Schule.
Nach den Hausaufgaben surft Tom noch im Internet und stößt auf der Website der Jugendredaktion spreewild.de, auf der alle Artikel der Jugend-und-Schule-Seite gespeichert sind, zufällig auf den Kommentar, den Jugendreporterin Josephine in der linken Spalte dieser Seite geschrieben hat. Um zu verstehen, worum es geht, muss er inzwischen allerdings recherchieren. Die Problematik, die Josephine schildert, gibt es nämlich schon lange nicht mehr. Die Linke hat der Bundeswehr verboten, an Schulen zu werben.
Patrick Schmitt, 19 Jahre