Pakistans Hoffnung auf der Mattscheibe

Josephine Valeske hofft auf eine neue Serie im pakistanischen Fernsehen. Foto: Privat
Josephine Valeske hofft auf eine neue Serie im pakistanischen Fernsehen. Foto: Privat

Von Josephine Valeske, 17 Jahre

 

Liebe über religiöse und gesellschaftliche Grenzen hinweg, Schwärmereien, Homosexualität: Diese Themen stehen im deutschen und amerikanischen Fernsehen auf dem Tagesprogramm und überraschen niemanden mehr. In anderen Ländern aber ist die Darstellung solcher Sachverhalte fast schon revolutionär. So etwa im tief islamischen Pakistan. Dort startet im September höchstwahrscheinlich die Fernsehserie „Taan“ (zu Deutsch: „Note“) – noch wird über die Ausstrahlung verhandelt.

Die Serie flechtet Musicalelemente in die Handlung ein und orientiert sich dabei an der US-Highschool-Soap „Glee“. Um vor allem Jugendliche vor die Flimmerkisten zu locken, erwarb der Produzent Nabeel Sarwar im Vorfeld die Lizenzen für rund einhundert Lieder, die in Pakistan in der letzten Zeit die Charts erobert haben, und setzt diese Songs original oder gecovert in der Serie ein. Auch die Protagonisten sind jung: Die Handlung konzentriert sich auf Schüler einer fiktiven Musikschule in Lahore, Pakistans Hauptstadt. In einem Handlungsstrang, der schon jetzt für Aufregung sorgt, geht es um einen 
jungen Taliban, der einen Bomben­anschlag auf ebendiese Schule verüben will, sich dann aber in eine christliche Schülerin verliebt und von dem Plan des Attentats Abschied nimmt. Diese Idee wäre selbst für amerikanische Jugendserien ungewöhnlich und ihre Umsetzung in Pakistan ist vor allem mutig.

Allerdings gibt es die Befürchtung, die Serie könnte statt zu informieren Spannungen erzeugen und Extremisten zu Gewalttaten provozieren.
Dabei ist es gut, diese Tabus zu brechen. Die Situation vieler Jugendlicher in der Konfliktregion Pakistan ist hoffnungslos und verzweifelt und in „Taan“ werden andere Auswege als Gewalt aufgezeigt. Durch die verwendete Musik, bei der es sich auch um traditionelle Lieder handelt, wird deutlich, dass „Taan“ nicht einfach ein Abklatsch irgendeiner amerikanischen Serie ist. Außerdem bleibt sie so eine Unterhaltungssendung, die für Jugendliche bestimmt interessanter ist als ein politischer Aufruf.
Es ist zu hoffen, dass der Sender eine Ausstrahlgenehmigung erteilt und „Taan“ so aufgefasst wird, wie es die Macher wohl beabsichtigen: mit Interesse, nicht mit Ablehnung.

 

Welche Fernsehsendung, die in Deutschland gelaufen ist, findet ihr mutig? Diskutiert mit uns.

 

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