Gemeinsamer Unterricht für alle

Leyla Sophie Gleissner: „Inklusion lohnt sich für alle.“ Foto: Privat
Leyla Sophie Gleissner: „Inklusion lohnt sich für alle.“ Foto: Privat

Alle Kinder haben das gleiche Recht auf Bildung. Das legt das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung“ fest, das 2006 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Dass das erst so spät unterzeichnet worden ist, ist allein schon irritierend.
Die Stelle, an der die Forderung nach gleichen Bildungschancen für alle steht, sollte eigentlich unmittelbare Konsequenzen für alle Länder nach sich ziehen, die die Konvention unterschrieben haben. Es handelt sich um den Artikel zur Inklusiven Bildung. Inklusion nennt man die vollständige Eingliederung behinderter Menschen in die Gesellschaft. Statt behinderte und nicht behinderte Jugendliche in der Schule zu trennen, legt der Text fest, dass das gemeinsame Lernen aller Schüler und Schülerinnen die Norm sein soll.

Jedes Land, das die Konvention unterschreibt, stimmt zu, sein Bildungssystem so zu strukturieren, dass alle behinderten Menschen Zugang zu Regelschulen erhalten. Deutschland verpflichtet sich hierzu seit 2009 – mit mäßigem Erfolg: So musste eine blinde Schülerin erst vor Kurzem von dem Steglitzer Fichtenberg-Gymnasium auf ein Internat für blinde Schüler in Hessen wechseln. Und das, obwohl das Fichtenberg-Gymnasium eigentlich auf die Förderung  sehbehinderter Kinder spezialisiert ist.

Der Grund: Die Gelder reichen hinten und vorne nicht, die Schülerin konnte nicht ausreichend gefördert werden. Trotz Inklusionsgelöbnis wird an dieser Stelle gespart. Das ist eine Katastrophe.
Zumal die Zahl der Bewerbungen inklusionsbedürftiger Kinder an Regelschulen wächst, während es immer weniger Geld dafür gibt. 
Das Beispiel der blinden Schülerin zeigt vor allem eines: Die Vorteile der Inklusion für das gesamte Bildungssystem wurden bisher nicht wirklich verinnerlicht, deshalb wird nicht dafür gekämpft. Die Unterstützung kommt schließlich nicht nur den Geförderten zugute: Gemeinsamer Unterricht bringt auch den nicht behinderten Schülern etwas. Sie lernen, mit ihren Mitschülern einfach unverkrampft umzugehen und sie als die ganz normalen Mitmenschen zu sehen, die sie sind.

Würde man das wirklich ausreichend unterstützen, bräuchte man in einigen Jahren womöglich keine Konvention der Vereinten Nationen mehr. Was darin steht, wäre dann so selbstverständlich, dass niemand mehr auf die Idee käme, es extra aufzuschreiben.

 

Setzt eure Schule die Konvention der Vereinten Nationen um? Diskutiert mit uns!

 

Von Leyla Sophie Gleissner, 21 Jahre

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Kategorien Politik

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