Facebook-Verbot an Schulen: Like it

Foto: Privat Miriam Kniep verzichtet darauf, sich auf Facebook mit Lehrern anzufreunden.
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Miriam Kniep verzichtet darauf, sich auf Facebook mit Lehrern anzufreunden.

Von Miriam Kniep, 23 Jahre

 

In Baden-Württemberg sind die Zeiten, in denen der Mathelehrer Hausaufgaben via Facebook in der „Mathe mit Herr Müller“-Gruppe postet, vorbei. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hat in dieser Woche ein striktes Nutzungsverbot sozialer Netzwerke wie Facebook, Twitter und Google+ für die dienstliche Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern durchgesetzt.

Das klingt zunächst sehr „old school“ und trifft im Netz auch auf viel Kritik. Eine Befürchtung ist, Schüler in Baden-Württember könnten künftig den Anschluss im Bereich moderner Kommunikation verlieren. Zur Rechtfertigung der Entscheidung führt der Kultusminister den Datenschutz ins Feld. Schließlich ist Facebook ein US-amerikanisches Privatunternehmen mit Server in den USA, und für die, das weiß man spätestens seit der Spähaffäre um Edward Snowden, gelten die europäischen Datenschutzbestimmungen nicht. Natürlich ist die Frage berechtigt, ob der amerikanische Geheimdienst sich wirklich für die Parabeln von Herrn Müller interessiert.

Doch auch abseits der Datenschutzdebatte lohnt es sich zu fragen, ob ein Verbot von Facebook für die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern nicht doch sinnvoll ist. Im März 2013 nutzten 39,2 Prozent der Deutschen dieses soziale Netzwerk. Das heißt: Es gibt sie noch, die Menschen ohne Facebook-Profil. Und ja, unter diesen Facebook-Verweigerern sind auch Schüler. Man wird sie wohl kaum zu einer Anmeldung zwingen können, damit Lehrer ihnen Hausarbeiten schicken können. Eine permanente Hausaufgabenbefreiung scheint
aber auch keine realistische Alternative zu sein.

Und schließlich gibt es auch in unserer Generation der Digital Natives solche, die ohne Internet, iPad und Computer aufwachsen, weil den Eltern das Geld fehlt. Die vorgeschriebene Nutzung eines sozialen Netzwerks würde sie ausgrenzen.

Darüber hinaus wird Facebook von Schülern vor allem in der Freizeit genutzt. Auf die haben Schüler auch ein Recht. Ständige Erreichbarkeit muss nicht schon in der Schulzeit beginnen. Warum sollen Hausaufgaben nicht einfach während der Unterrichtszeiten besprochen werden? Und fällt dann wirklich mal spontan die erste Unterrichtsstunde aus, kann der Lehrer ja zum Telefon greifen und die Klasse informieren. Oder, eine ganz verrückte Idee, seine Schüler verbringen in der Freistunde einfach mal 45 Minuten gemeinsam, um sich von Angesicht zu Angesicht zu
unterhalten.

Wie steht ihr zur Nutzung von Facebook in der Schule? Diskutiert mit uns.

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Kategorien Politik

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