Wir kommen zu spät zum Politikunterricht

Bill Schneider hätte gern schon ab der 7. Klasse etwas über Politik gelernt. Foto: Privat

Von Bill Schneider, 18 Jahre


Klaus Wowereit ist für drei Millionen Berliner nicht nur ein Party-Löwe, sondern auch ein wichtiger Politiker, der – je nachdem, bei wem man nachfragt – mal mehr, mal weniger gute Entscheidungen für Berlin fällt. Es handelt sich also um eine bekannte Person, sollte man meinen. Für viele Kinder und Jugendliche indes ist er das womöglich nicht: Eine Umfrage im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerks (DKHW) ergab, dass die Hälfte aller 10- bis 17-Jährigen in Deutschland sich so wenig für Politik interessieren, dass sie nicht einmal den Namen ihres Bürgermeisters kennen.


Während sich Erwachsene vor allem wegen Unzufriedenheit der Politik verschließen, sei bei jungen Menschen Unwissen daran Schuld, dass sie die Schotten dicht machen, wenn es um Politik geht, so das DKHW. Außerdem geht aus der Umfrage hervor, dass der Wille zum politischen Engagement bis zum 15. Lebensjahr ansteige und dann in der zen­tralen Phase der Pubertät plötzlich absinke. Bahnt sich mit den ersten Pickeln und der intensiveren „Bravo“-Lektüre also die politische Ahnungslosigkeit an? Fest steht, dass sich das politische Interesse Jugendlicher viel früher entwickelt, als sie wählen gehen dürfen oder es anderweitig, zum Beispiel in der Schule, notwendig wird, sich mit Politik zu beschäftigen.


In Berliner Schulen jedenfalls wird über politisches Tagesgeschehen erst dann gesprochen, wenn laut der DKHW-Studie der Zug schon abgefahren ist: Der Politikwissenschafts-Unterricht, kurz PW, findet erst mit dem Abitur ab der 11. Klasse statt. Das ist nicht zu verstehen, denn schließlich betreffen der Irak-Krieg oder die Finanzkrise den 15-jährigen Neuntklässler ebenso wie den 17-jährigen Abiturienten. Und beide sollten die Möglichkeit haben, in der Schule darüber ausführlich zu sprechen, wenn dies schon nicht zu Hause in der Familie passiert, was die Studie des DKHW ebenfalls zeigt. Vor allem Schüler, die kein Abitur machen und somit nie in den Genuss des PW-Unterrichts kommen, würden davon profitieren. Schließlich sind politische Informationen kein elitäres Wissen, das nur Schüler brauchen, die das Abitur machen und anschließend studieren wollen – sondern sie betreffen jeden.


Wowe … wer? Wie interessiert seid ihr an Politik? Schreibt uns eure Meinung!

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Kategorien Politik

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