Von Vivian Yurdakul, 23 Jahre
Von einer traditionell lästigsten Last des Schülerlebens könnten Berliner Jugendliche bald befreit sein: Der Klassenbuchdienst, die leidige Aufgabe, den Lehrern das Klassenbuch hinterherzutragen, könnte in absehbarer Zeit überflüssig werden. Künftig soll es, wenn es nach der Senatsbildungsverwaltung geht, überhaupt kein echtes Klassenbuch mehr geben.
Ein Grund, sich zu freuen, ist das allerdings nicht. Denn stattdessen ist geplant, so genannte digitale Klassenbücher zu führen: Adressen, Telefonnummern, Noten, Fehlzeiten und Vermerke sollen dann von den Lehrern online eingetragen werden.
Das ist kein Fortschritt im Vergleich zum herkömmlichen Klassenbuch. Im Gegenteil: Im Moment wird ein entsprechendes Computerprogramm an mehreren Schulen getestet und Datenschützer machen sich große Sorgen. Einerseits, weil es so gut wie unmöglich ist, die Sicherheit persönlicher Daten im Internet zu hundert Prozent zu gewährleisten. Andererseits, weil die Senatsverwaltung das offenbar auch gar nicht vorhat. Auch Polizei, Justiz und Jugendämter sollen Zugriff auf die Schülerdaten im Internet erhalten. Das soll es unter anderem leichter machen, gegen Schulschwänzer vorzugehen. Was das betrifft, hatte die Senatsverwaltung gleich noch eine interessante Idee: Werden in dem System bei einem Schüler unentschuldigte Fehlzeiten registriert, sollen seine Eltern per SMS zum Gespräch gebeten werden. Das alles erweckt den Eindruck, als sollten Schüler bald vollständig überwacht werden. Dagegen wäre es wünschenswert, den Lehrern weiter das Klassenbuch hinterherzutragen.
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