Prominent gefragt: Simon Verhoeven

Simon Verhoeven arbeitet erfolgreich als Schauspieler und Regisseur. Foto: Alan Ovaska

Ihr wachst ja auf mit der (in meinen Augen) sehr armseligen Kostenlos-Mentalität im Internet. Gibt es auch welche unter euch, die eine Art Unrechtsbewusstsein haben, wenn ihr kostenlos Musik oder Filme runtersaugt, ohne dass die Urheber einen einzigen Cent daran verdienen? Habt ihr eigentlich noch ein Gefühl für den Wert von Musik und Filmen und die Arbeit, die dahintersteckt? Das soll jetzt keine Anklage sein. Es interessiert mich, wie ihr dazu steht.


Die Jugendredaktion antwortet: Lieber Herr Verhoeven, ich weiß nicht, wie Sie sich das vorstellen, aber nicht alle Jugendlichen bekommen Unmengen an Taschengeld oder haben lukrative Ferienjobs. In meinem Freundeskreis zum Beispiel lebt keiner auf großem Fuß. Uns treibt ein großer kultureller Hunger – wir müssen doch alles erst noch entdecken – aber unsere Taschen sind leer. Natürlich haben wir ein schlechtes Gewissen, wenn wir Filme und Musik aus dem Internet ziehen. Wir wissen, wie viel Arbeit die Künstler hatten, schließlich machen einige von uns selbst Musik oder träumen zumindest davon. Wie Robin Hood stehlen wir deswegen bei den Blockbustern und geben bei den Autorenfilmen, können uns nicht alle Alben leisten, die wir hören, gleichen aber unseren Diebstahl aus, indem wir manche zweimal kaufen: als CD und als Vinyl. Außerdem nehmen wir uns fest vor, damit aufzuhören, wenn wir erst erwachsen sind und Geld verdienen.


Apropos erwachsen, ich würde Ihnen auf die Frage nach unserer „Kostenlos-Mentalität“ gerne eine Gegenfrage stellen: Welchen Wert misst Ihre Generation denn der Kunst bei? Wird in unserem mitunter verantwortungslosen Umgang mit dem Internet nicht nur besonders deutlich, was sich auch auf anderen Ebenen der Gesellschaft abspielt? In meinen Augen zeugt die Internetpiraterie nämlich von einer generellen Tendenz, geistige Werke und Leistungen abzuwerten. Das fängt beispielsweise dabei an, wie wir über Plagiate von Politikern diskutieren, ob wir sie für Urheberrechtsverletzungen oder Kavaliersdelikte halten. Sie wollen nicht anklagen und ich will mich nicht rechtfertigen, weil ich auch der Meinung bin, dass wir Jugendliche es uns manchmal zu leicht machen, was das geistige Eigentum betrifft. Eine Lösung kann aber nur generationenübergreifend gefunden werden; die gesamte Gesellschaft muss ihre Einstellung zur Kunst ändern.


Ihre Cordula Kehr (21 Jahre)


Prominente müssen der Presse ständig Tausende Fragen beantworten. Die Jugendredaktion dreht den Spieß um: Wir geben den Prominenten Antworten – auf alle Fragen dieser Welt.

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Kategorien Politik

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