Beziehungsprobleme

Am Tag der deutschen Einheit ging die Arbeit erst richtig los. Foto: DPA

Zwei Geschichten übers Trennen und Wiedervereinigen


Manches gehört einfach zusammen – und das ist auch gut so. Ich war weg und er war wieder allein: Ich trennte mich von meiner großen Jugendliebe, obwohl wir beschlossen hatten, dass wir eins sind. Warum? Ich hielt ein anderes Lebenskonzept für besser. Einst war er ein Teil von mir, aber das wollte ich nun nicht mehr. Ob es mir nach der Trennung besser ging? Nein.


Aber zwischen uns wurde die Mauer eines Tages eingerissen. Unsere Wiedervereinigung fand nicht am 3. Oktober statt und wurde auch international wenig beachtet. Aber ähnlich wie die beiden Deutschlands waren auch wir vor die Herausforderung gestellt, wieder zueinanderzufinden. Zwei sehr unterschiedliche Charaktere, die sich füreinander entschieden haben, die aber einen weiten Weg vor sich haben sollten. Während sich Deutschland um den Regierungssitz stritt, stritten wir über unseren Studienort. Während in Deutschland über das politische System debattiert wurde, diskutierten wir über unsere Lebensziele. Während Deutschland die Währung vereinheitlichte, verglichen wir Strom- und Telefonanbieter.


Natürlich sind die Probleme Deutschlands unendlich viel komplizierter, größer und wichtiger als unsere. Aber im Nachgang des Tages der Deutschen Einheit möchte ich unsere Liebesgeschichte weitererzählen. Kurz und knapp: Wir sind noch immer zusammen, haben als erstes Paar unseres Bekanntenkreises geheiratet – und nähern uns noch immer einander an. Tag für Tag. Wir werden nie ganz gleich sein – zum Glück, denn sonst könnten wir uns gegenseitig kein Gleichgewicht mehr geben.


Auch Deutschland ist vereint. Auch das deutsche Volk muss noch einige Schritte gehen, um sich weiter anzunähern. Dabei sollten die Bürger aller Landesteile immer die andere Seite schätzen und versuchen, sie zu verstehen. Nehmen wir an, das ist es, was das deutsche Volk ausmacht: eine Kombination unterschiedlicher Elemente, die sich ergänzen und gegenseitig in der Balance halten. Wäre das nicht ein Happy End?


Shirine Issa (24 Jahre )

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Kategorien Politik

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