Bußgeld für die Eltern von Schulschwänzern

Josephine Valeske ist der Meinung, dass Strafen hier nicht helfen. Bill Schneider findet, dass 
häufiges Schwänzen die Zukunft verbaut. Foto: Privat (2)


Eltern von Schulschwänzern sollen zur Kasse gebeten werden. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat vor wenigen Tagen ein Bußgeld für Väter und Mütter von Schülern gefordert, die wiederholt dem Unterricht fernbleiben. „Wenn wir über Langzeitarbeitslosigkeit reden, ist Schulschwänzen der Anfang“, sagte die Arbeitsministerin kürzlich in einem Interview. „Bei Eltern kleiner Kinder wirkt das“, sagte sie. „Das Prinzip ist richtig – Geldentzug tut weh.“ Ist das nun eine gute oder schlechte Idee?


Pro: Ob bei der Ernährung, im Straßenverkehr oder eben in Sachen eines geregelten Tagesablaufs: Verantwortung zu über
nehmen, das müssen wir alle erst lernen. Die meisten von uns haben Eltern, die uns beibringen, dass das frühmorgendliche Aufstehen nicht nur eine Kompetenz ist, die auch im späteren Leben sehr wichtig ist, sondern auch eine, die bereits in jungen Jahren zu unseren Pflichten, nämlich zur Schulpflicht, gehört. Wer dieses Pflichtbewusstsein nicht durch die Hartnäckigkeit seiner Eltern erfährt, wird die Schule schwänzen – und zwar nicht nur einmal. Und wer das tut, der verspielt durch unentschuldigte Fehltage seine Zukunft schneller als er bis drei zählen kann; sofern er das trotz Schulschwänzen zuvor erlernt hat.


Wir sprechen nicht vom Gefühl, heute mal irgendwie keine Lust zu haben und sich deshalb den Lateinunterricht zu sparen. Finanziell bestraft werden sollten die Eltern, welche es prinzipiell versäumen, Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen und deren Kinder deshalb der Schule fernbleiben. Denn zur Schule zu gehen, das ist nicht nur eine Pflicht zum Mathe- und Englischlernen, sondern auch die wichtigste Möglichkeit, ein soziales Umfeld zu erfahren, Zusammenleben mit anderen Menschen zu lernen – und die Disziplin, aufs lästige Klingeln des Weckers zu reagieren. (Bill Schneider, 17 Jahre)


Contra: Es gibt sicher Schüler, die aus purer Langeweile schwänzen. Bei den meisten liegt das Problem aber tiefer: Mobbing, häusliche und schulische Probleme, Versagensängste oder auch komplette Perspektivlosigkeit können Ursachen sein, die Schule zu meiden. Dagegen helfen keine Strafen, zumal die Eltern oft gar nicht kontrollieren können, ob ihre Kinder wirklich zur Schule gehen. Stattdessen braucht es mehr Projekte wie das niedersächsische „ProgreSs“ (Projekt gegen das Schulschwänzen), bei dem Eltern, Lehrer, das Ordnungsamt und ein Helferteam kooperieren, um individuelle Ursachen für das Fernbleiben von der Schule aufzuspüren. Das Helferteam soll Schulschwänzern die Wichtigkeit von Bildung bewusst machen und sie unterstützen, die ihnen gebotenen Chancen zu nutzen. Die Bußgelder einzutreiben oder sie, im Falle von Hartz-IV-Empfängern, letztendlich gar an sich selbst zu zahlen, wäre ein Aufwand, der den Nutzen nicht rechtfertigt. Natürlich kosten präventive Projekte und solche wie „ProgeSs“ Steuergelder und viel Arbeit, aber die Mühe lohnt sich definitiv. (Josephine Valeske, 16 Jahre)

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Kategorien Politik

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