Wer früher trinkt, bleibt eher nüchtern

Bill Schneider: „Alles will gelernt sein – auch der Umgang mit Alkohol.“ Foto: Privat

Von Bill Schneider, 17 Jahre


Wir Jugendlichen, so stellt man sich das in der Politik offenbar vor, haben das Komasaufen als festen Programmpunkt in unserem Teenager-Tagesablauf fixiert. Und haben dabei keine Ahnung, wie viel fruchtig-süße Biermische wir vertragen, ohne ins Delirium zu fallen.


Das scheint zumindest Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) zu denken und sieht darin einen Grund, durchzugreifen. Mit seinem Vorschlag, alkoholische Getränke generell erst ab 18 Jahren zu verkaufen, erregte er in den vergangenen Wochen Aufsehen. Auch Bier, Wein und Sekt soll man demnach erst mit der ­Volljährigkeit erwerben dürfen, sie sollen nicht wie bisher schon an 16-Jährige verkauft werden.


Nach dem Ende des 18. Lebensjahres darf man wählen gehen, Verträge unterschreiben und allein Auto fahren. Und nach Czajas Vorschlag wäre dann auch erst der Zeitpunkt gekommen, verantwortungsvoll mit ­Alkohol umzugehen.


In den USA, wo ich für einige Monate bei einer Gastfamilie lebte, habe ich gesehen, wie Jugendliche ihren Alkoholkonsum regulieren, wenn er ihnen sehr lange – dort sogar bis zum 21. Lebensjahr – verboten ist: nämlich gar nicht. Entweder wird schon viel früher heimlich und vollkommen versteckt vor den Eltern getrunken, sodass es erst richtig ausartet. Oder die Altersgrenze wird brav eingehalten, und dann, nach dem 21. Geburtstag, wird all das nachgeholt, was man die vergangenen Jahre als Teenager nicht durfte – und zwar exzessiv und so extrem, dass viele Eltern sich davor fürchten, ihren Nachwuchs allein aufs College zu schicken.


Denn was verboten ist, dass hat natürlich einen ganz besonderen Reiz. Der Umgang mit Alkohol kann nicht gelernt werden wie Autofahren. Kein Biologiebuch und keine Strafen können vermitteln, was wirklich wichtig ist, um zu lernen, wie man verantwortungsbewusst mit Alkohol umgeht. Das weiß man nur, wenn man nach und nach eigene Erfahrungen sammeln kann, so wie es derzeit möglich ist, erst recht, wenn diese auch mal unangenehm sind.


Sehr fraglich ist außerdem, ob der Vorschlag des Senators es überhaupt schaffen würde, die wirklich Trinkwilligen vom Alkohol fernzuhalten. Wer fest entschlossen ist, sich zu betrinken, der schafft das auch – ob mit 17 oder schon mit 15 Jahren: Freunde besorgen den Alkohol oder Geschäfte und Bars kontrollieren nachlässig. Entscheidend sollte daher auch für den Gesundheitssenator der Gedanke sein, dass alles gelernt sein will – auch das verantwortungsbewusste Trinken.


Sollte man Alkohol ab 16 oder erst ab 18 Jahren kaufen dürfen? Diskutiert mit.

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Politik

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.