Die Diskussion über Kinderrechte stand im Mittelpunkt der zweiten SOS-Kinder- und -Jugendkonferenz
Von Lisa Opolka, 17 Jahre
In Umfragen sprachen sich in der Vergangenheit mehr als 80 Prozent der Deutschen für die Aufnahme von Kinderrechten in das Grundgesetz aus. Befragt werden für diese Erhebungen ausschließlich Erwachsene. Was Kinder und Jugendliche selbst zu dem Thema denken, war auf der zweiten SOS-Kinder- und -Jugendkonferenz zu erfahren, die im Juni unter dem Titel „Mein Recht auf Bildung, Schule und Ausbildung“ stattfand. Zirka 200 polnische und deutsche Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 5 und 22 Jahren kamen unter der Schirmherrschaft von Schauspielerin Dennenesch Zoudé im SOS-Kinderdorf Berlin-Moabit zusammen, um sich in Workshops mit Kinderrechten zu beschäftigen.
„In erster Linie sollten die Kinder natürlich Spaß haben“, sagt Kirsten Spiewack, Leiterin des Moabiter Kinderdorfs. „Sie sollten aber auch lernen, Bedürfnisse zu äußern, ihre Rechte zu formulieren und ihre Stimme zu erheben.“
Dass man seine Rechte natürlich kennen muss, um sie einfordern zu können, vermittelte neben zahlreichen weiteren Projekten zum Beispiel ein Workshop im Bundestag, an dem 17 Kinder und Jugendliche teilnahmen. Unter dem Motto „Was ich Politikern immer schon mal sagen wollte“ diskutierten sie mit Katja Dörner, Sprecherin für Kinder- und Familienpolitik der Partei Bündnis 90/Die Grünen, über aktuelle politische Themen und Kinderrechte. „Ich habe schon einmal Gelegenheit gehabt, mit einem Politiker sprechen zu können, habe aber immer mangelhafte Antworten bekommen“, erzählt der 15-jährige Alex, „aber jetzt bin ich ja schon älter und kann besser nachhaken.“ Auf seinem Handy hat er sich mehrere Fragen notiert, darunter: „Was ist der Euro-Rettungsschirm?“ oder: „Wie lange wird es dauern, bis Deutschland ausstirbt?“
Die Workshopteilnehmer stellten der Bundestagsabgeordneten unter anderem Fragen zum Betreuungsgeld, zur Piratenpartei und auch zum Alltag einer Bundestagsabgeordneten. Nach dem Gespräch simulierten die Kinder und Jugendlichen die Kinderkommission, bei der es sich in Wirklichkeit um einen Unterausschuss des Bundestagsausschusses für Familie und Jugend handelt. Aus zehn Kinderrechten sollten sie ein besonders wichtiges auswählen, mit dem sie sich beschäftigen wollten. Schnell kamen sie zu dem Schluss, dass die Wichtigkeit von Rechten sich nur schwer bemessen lässt. Darum begannen sie einfach dort, wo ihnen Umsetzungsmängel täglich begegnen – in der Bildung. Nun haben sie der echten Kinderkommission einen Brief geschrieben – mit der einfachen Bitte, dafür zu sorgen, dass insbesondere das Recht auf Bildung wirklich umgesetzt wird.
Bereits seit Längerem spricht sich die Organisation SOS-Kinderdorf dafür aus, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. „Kinder sind nicht einfach kleine Erwachsene, sondern eigenständige Persönlichkeiten. Dem gilt es Rechnung zu tragen“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Vereins Johannes Münder.