Lesen fürs Leben

Immer wenn Jugendreporterin Josephine ihre Freundin Luise sieht, muss sie aufgrund der Ähnlichkeit an die Prota­gonistin Lisbeth aus der Verfilmung des Romans „Verblendung“ denken. Die Szene, in der Lisbeth ein Bild für den Journalisten Mikael Blomkvist als Weihnachtsgeschenk kauft, berührt Josephine am meisten. Foto: Raufeld/ Verena Bruss

Viel los hinter Fassaden



Mit seiner Millennium-Trilogie, die eigentlich zehn Bücher umfassen sollte, hat Stieg Larsson ein Werk geschaffen, das aufgrund seiner Gesellschaftskritik in den Lehrplänen jeder Schule auftauchen sollte. Eigentlich bin ich weder Krimi-Fan noch Bestseller-Liebhaberin, aber „Verblendung“, den ersten Teil der Trilogie, kann man ohnehin nicht eindeutig einem Genre zuordnen.


Im Roman trifft der Journalist Mikael Blomkvist bei der Recherche zu einem Jahre zurückliegenden Todesfall auf die Hackerin Lisbeth Salander. Sie ist seit ihrer Kindheit systematisch und auf jede erdenkliche Art und Weise von staatlichen Institutionen missbraucht worden. Lisbeth ist weder ein freundlicher noch ein einfacher Mensch, und doch schleicht sie sich nach und nach in das Herz jedes Lesers, und auch in das von Mikael.


Genau das ist es, was mich an dem Buch fasziniert hat: Die Figur Lisbeth, die keinem Klischee eines Protagonisten mit Heldenpotenzial entspricht. Seit ich das Buch gelesen habe, versuche ich, hinter die Fassaden der Gesellschaft und der Menschen zu schauen – in der Hoffnung, später auch so viel entdecken zu können wie der Autor. So ist das Berührende an der im Foto dargestellten Szene, dass sich Lisbeth, die nie ihre Gefühle zugeben würde, plötzlich mit einem Weihnachtsgeschenk für Mikael unter dem Arm auf der Straße steht und ihn im nächsten Moment an den Lippen einer anderen Frau hängend entdeckt. „Liebe ist der Augenblick, in dem einem plötzlich das Herz brechen will“, schreibt Larsson. Und beschreibt damit ein Gefühl, das wohl nicht nur ich gut kenne.


Von Josephine Valeske, 
15 Jahre

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Kategorien Politik

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