Gegenseitiges Interesse macht uns toleranter

Madlen Schäfer: „Die Plakat-Kampagne mit den Koranversen ist ein guter Anfang.“ Foto: Privat

Von Madlen Schäfer, 22 Jahre


Mit dem Islam können die meisten nur wenig anfangen. Sie verbinden die Religion häufig nur mit Kopftüchern, Zwangsehen und Ehrenmorden. Speziell die Rolle der muslimischen Frau wird in Deutschland oft kritisiert, dabei weiß keiner so recht, was es mit dieser eigentlich auf sich hat.


Gegen die Vorurteile will der Berliner Imam der Khadija-Moschee, Abdul Basit Tariq, vorgehen. Seine Gemeinde investierte daher mehrere Tausend Euro in eine Aufklärungskampagne. Auf Plakaten in S-Bahnen sollen Suren, also einzelne Abschnitte des Korans, den Berlinern mit Versen wie „Es soll kein Zwang sein im Glauben“ oder „Der Beste unter euch ist derjenige, der seine Frau am besten behandelt“ den Islam näherbringen.


Die Frage ist, ob dadurch tatsächlich mehr Toleranz entsteht. Definitiv wird die Plakat-Kampagne mit manchen Vorurteilen gegenüber dem Islam aufräumen können, der auf diese Weise selbst zu Wort kommt und nicht in Gestalt radikaler Anhänger verkörpert wird. Allerdings wird die Aktion kaum ausreichen, um verfestigte Meinungen zu ändern, die aufgrund einzelner schlechter Erfahrungen zustande gekommen sind. Schließlich sind der Islam und seine Anhänger in Berlin allgegenwärtig, und für viele reicht ein einzelnes Ereignis aus, um sich ein Leben lang an Vorurteilen zu ergötzen. Gerade in Berlin wäre es also gut gewesen, wenn es bereits vor einigen Jahren solch eine Kampagne gegeben hätte.


Nichtsdestotrotz ist das zum Teil abschreckende Image des Islam auch kein pures Hirngespinst, denn es wurden ja tatsächlich Frauen in Berlin aus Gründen der Ehre ermordet, weil sie entgegen herkömmlicher Traditionen leben wollten. Nur ist es eben nicht fair, von einigen Beispielen, in denen der Islam auf ganz spezielle Weise ausgelegt wurde, auf die gesamte Religion mit all ihren Anhängern zu schließen. Es gibt auch Christen, die kleine Jungs vergewaltigen.


Die Plakataktion ist eine gute Idee und könnte tatsächlich für mehr Toleranz sorgen, wenn die Berliner sie offen aufnehmen.


Suren in der S-Bahn – meint ihr, das bringt etwas?

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Kategorien Politik

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