Von Laura Harmsen, 22 Jahre
In Vancouver wurde gerade einer Frau verwehrt, um den Titel der Miss Universe zu kämpfen. Der Grund: Sie wurde mit den biologischen Merkmalen eines Mannes geboren und hatte schon in ihrer Jugend ihr Geschlecht angleichen lassen. Scheinbar schließt die Geschlechtsumwandlung sie vom Wettbewerb aus.
Es ist nicht so, als hätte sich mal eben ein Mann als Frau verkleidet, um bei einem Modelwettbewerb mitzumachen. Die Kandidatin ist eine Frau. Sie lebt als Frau und fühlt sich weiblich, seit sie ein Kind war. Dass da überhaupt noch jemand nachfragt, ist meiner Meinung nach schon diskriminierend. Wenn sich ein Mensch als etwas definiert, weil er innerlich sicher ist, dass das seiner Identität entspricht, sollte niemand dies infrage stellen. Doch Transgender-Menschen müssen täglich damit leben, dass ihre Selbstdefinition als krankhaft gilt. Sie werden pathologisiert, laut internationalen Krankheitskatalogen sind sie „gestört“. Und was als krank gilt, wird behandelt. So verlangte das Jugendamt nun, dass ein normales und gesundes Berliner Kind in eine Kinderpsychiatrie eingewiesen wird, weil es seine geschlechtliche Identität nicht nach offizieller Norm definiert, als Mädchen lebt, obwohl es im Körper eines Jungen geboren wurde. Statt die Mutter dafür zu loben, dass sie ihr Kind in seiner freien Persönlichkeitsentwicklung unterstützt, wird ihr Kindeswohlgefährdung vorgeworfen. Damit ihre Tochter es später leicht hat, als Frau zu leben, wäre es jedoch wichtig, dass sie die Möglichkeit zu einer Hormonbehandlung bekommt, um nicht die männliche Pubertät zu erleben. Wenn ich mir vorstelle, von klein auf zu wissen, ich bin ein Mädchen und trotzdem dazu gezwungen würde, zu einem Mann zu werden, ich wäre verzweifelt.
So vehement wie wir die Menschen in Kategorien einteilen, entweder Mann oder Frau, scheint es uns unmöglich, dass jemand diese Grenzen überschreiten könnte. Je mehr wir Rollen festlegen, umso mehr leiden die, die diesen Rollen nicht entsprechen können oder wollen. Die beste Lösung wäre, damit zu brechen, zu akzeptieren, dass jede und jeder anders ist. Es gibt nicht die Frau, den Mann oder die Transsexuelle, den Transsexuellen. Wenn wir das akzeptieren, sind wir einen großen Schritt weiter zu einem Leben in Toleranz und weg von einer Gesellschaft, die unterdrückt, wo immer ihr etwas nicht passt.