Lasst uns endlich gleichberechtigt sprechen

Paul Esra Martin kritisiert, dass in der Schule noch zu wenig gegendert wird. Foto: privat

Am vergangenen Donnerstag redeten viele Politikerinnen und Politiker über die Gleichberechtigung von Frauen. Anlass war der Internationale Frauentag. Es ging darum, ob Frauen die gleichen Chancen wie Männer haben und was man dafür tun könne.


Die meisten dieser Diskussionen greifen zu kurz. Zwar stimmt es, dass man in Deutschland aufgrund von offensichtlichen Dingen wie unterschiedlicher Bezahlung von Männern und Frauen noch nicht von Gleichberechtigung sprechen kann. Aber es sind vor allem die unbewussten Dinge, die diesen Prozess behindern. Unsere Sprache muss sich endlich anpassen, sie muss muss gleichberechtigt werden. Denn zwischen Sprache und Denken besteht ein oft völlig unterschätzter Zusammenhang. Erst wenn sich das Sprechen ändert, wird sich auch das Denken ändern. Anfangen muss man dabei am besten dort, wo die Sprache geprägt wird: im Fernsehen, dem Internet, der Zeitung und in der Schule. Zwar hängen in der Schule gelegentlich Ankündigungen mit so genannter „gegenderter“ Anrede – also einer Anrede, die sich an beide Geschlechter richtet – am Schwarzen Brett, aber für mehr als dieses „Liebe SchülerInnen“ reicht es meist nicht. Schulbücher, Arbeitsbögen und die Sprache der Lehrer*innen müssen sich ändern.


Wenn Sie beim Lesen über das Sternchen gestolpert sind, ist das gut so. Ich ziehe es dem so genannten Binnen-I vor, da dies nur Mann und Frau einschließt, das Sternchen aber Raum für Personen lässt, die ihr Geschlecht noch anders definieren.


Wer einmal mit dem „Gendern“ angefangen hat, dem fällt erst richtig auf, wie viel in unserem Leben nicht gegendert ist, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Dass Texte dadurch schwerer zu lesen sind, wird gern kritisiert, aber nach anfänglichem Stolpern gewöhnt man sich sehr schnell daran. Natürlich fällt das Gendern beim Schreiben leichter als beim Reden, gerade, wenn man temperamentvoll über etwas spricht. Aber die Mühe lohnt sich, denn es hinterlässt positive Spuren. So kann ich sagen, dass es meinen Freundinnen inzwischen auffällt, wenn ich das Gendern einmal vergesse. Doch das Gendern beim Reden hat noch weitere positive Effekte, es führt auch dazu, dass der oder die Rednerin reflektierter spricht, weil meist noch ein zweites Mal nachgedacht wird, ob das, was man sagt, auch auf alle Geschlechter bezogen werden kann. Denn die Sprache beeinflusst das Denken.


Von Paul Esra Martin, 20 Jahre

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Kategorien Politik

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