Kein Ablassbrief für pädophile Priester

Foto: Privat

Von Marie-Thérèse Harasim, 
21 Jahre

Stephan Ackermann ist der Missbrauchsbeauftragte der katholischen Kirche in Deutschland und Bischof von Trier. In der einen Position ist es seine Aufgabe, die Aufklärung der Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche zu unterstützen, den Opfern zur Seite zu stehen und ein Ansprechpartner für ihre Belange zu sein. In der anderen beschäftigt er, scheinbar ohne zu zögern, pädophile Priester, die sich des Missbrauchs an Kindern schuldig gemacht haben, in Ämtern, in denen diese durchaus Kontakt zu Kindern und Jugendlichen haben können.


Dies kann nicht toleriert werden. Es sind die Kinder, die so ihrer ohnehin schon leisen Stimme beraubt werden. Nur selten schaffen sie es, für ihre Rechte einzutreten, in den meisten Fällen erst Jahre nachdem ihnen Leid angetan wurde. Sie sind die Leidtragenden solcher kirchenpolitischen Entscheidungen. Es ist nicht möglich, den Einsatz eines pädophil auffällig gewordenen Menschen in dem Bereich, in dem er wieder mit Kindern oder Jugendlichen Kontakt haben kann zu rechtfertigen. Tatsächlich hat dies außerhalb des Klerus, im Schulwesen zum Beispiel, harte Konsequenzen. Warum sollten Priester davon verschont bleiben?


Natürlich ist Vergebung ein zentraler Bestandteil der katholischen Lehre und ist damit ein Argument für die Wiedereingliederung der Täter. Dennoch muss den Verantwortlichen eines bewusst sein: Kindesmissbrauch ist alles andere als ein Kleindelikt und darf auch nie als solches behandelt werden. Vor der Wiedereingliederung muss es auf irgendeine Weise eine Ausgliederung gegeben haben. Die Täter müssen merken, dass ihre Taten in unserer Gesellschaft und in der katholischen Kirche nicht geduldet werden und Konsequenzen haben. Das ist auch deshalb wichtig, weil alles andere die Gefahr birgt, die Täter zu neuen Übergriffen zu ermutigen, da sie nicht bestraft werden und sich in Sicherheit wiegen. Dass selbst der Missbrauchsbeauftragte der deutschen Bischofskonferenz in diesem Punkt versagt, kann nur Unverständnis hervorrufen.


Besonders grotesk ist das aber, wenn man sich vor Augen hält, dass die Kirche in Fragen der Sexualität durchaus zu eindeutigen Stellungnahmen fähig ist: So spricht sie sich unmissverständlich gegen gleichgeschlechtliche Liebe aus. An dieser Eindeutigkeit und Entschlossenheit fehlt es im Umgang mit Missbrauchsfällen. Dabei zerstört Pädophilie das Leben ihrer Opfer. Es ist wichtig, für die Stimmlosen zu sprechen, für ihre Interessen einzutreten.

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