Eine Studie zur Integration sollte nicht spalten

Vivian Yurdakul: "Gelungene Integration findet zu wenig Beachtung." Foto: Privat

Von Vivian Yurdakul, 22 Jahre


Endlich: Hans-Peter Friedrich (CSU) war in der vergangenen Woche mal wieder richtig groß in den Nachrichten. Etwas wirklich Neues hatte der Bundesinnenminister zwar nicht zu verkünden. Dafür konnte er jedoch selbst bestätigen, was er wohl schon lange zu wissen glaubte: Fast ein Viertel aller in Deutschland lebenden Muslime zwischen 14 und 32 Jahren ist nicht integrationswillig. Das ergab die im Auftrag seines Ministeriums erstellte Studie „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“, die letzte Woche veröffentlicht wurde. Und etwas in diese Richtung hatte Friedrich ja auch in der Vergangenheit immer wieder einmal öffentlich prophezeiht, wenn er von dem Islam sprach, dessen Zugehörigkeit zu Deutschland für ihn etwas sei, dass sich „auch aus der Historie nirgends belegen“ lasse.


Das ist also die schlechte Nachricht: Ein Viertel aller jungen Muslime in Deutschland will sich nicht integrieren. Gleichzeitig ist das aber auch die gute Nachricht, denn daraus geht hervor, dass drei Viertel der jugendlichen Moslems Deutschland offenbar mögen. Es ist schade und auch unlogisch, dass diese Erkenntnis in vielen Berichten, die letzte Woche über die Studie veröffentlicht wurden, untergegangen ist. Denn so, wie vielfach darüber geschrieben wurde, befördert das Ergebnis das Vorurteil von den nicht integrationsfähigen Muslimen, obwohl es doch eigentlich genau das Gegenteil zeigt.


Daran ist sicherlich auch Friedrich schuld, der als Reaktion auf die Ergebnisse der Studie kämpferische Parolen gegen „religiös-fanatische Ansichten“ ausgab. Das Schlimme daran ist: Mit solchen Äußerungen sorgt der Minister dafür, dass seine Vorstellung von den schlecht integrierten Muslimen Wirklichkeit wird. Denn wer nur Schlechtes über sich hört und liest, will irgendwann nicht mehr dazugehören.

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Politik

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.