Diddl-Maus-Sammler gesucht

Wer Dinge loswerden möchte, kann sie an das virtuelle Schwarze Brett der BSR pinnen. Foto: Fotolia

Jugendreporterin Josephine testet den Online-Tausch- und Verschenkmarkt der BSR



Von Josephine Valeske, 15 Jahre


Bekannt ist, dass die Berliner Stadtreinigung (BSR) für die Straßenreinigung und die Entsorgung von Abfall zuständig ist. Allerdings kümmert sie sich auch darum, dass gar nicht erst welcher entsteht. Auf der Internetseite des Tausch- und Verschenkmarktes der BSR locken Angebote wie „Tausche Drucker gegen Packung Pampers“ oder „Suche kleine bunte Knöpfe – könnte Wolle dafür geben“. Auch ich habe einiges, was ich nicht mehr brauche, aber auch nicht übers Herz bringe, wegzuwerfen. Zu Testzwecken entscheide ich mich aber zuerst auf eine Anzeige einzugehen, in der es um überschaubare Werte geht: Ein Buch und eine Lichterkette werden angeboten. Als Gegenwert sind Kaffee und eine Schachtel Eier gefordert. Zusätzlich zu Kaffee und Eiern biete ich eine Handvoll alter Diddl-Maus-Figuren an, und da Lebensmittel ein häufig gefordertes Tauschgut sind, bitte ich, im Gegenzug noch eine Tafel Schokolade zu erhalten.


Geld kann ich nicht für meine Figuren verlangen, denn anders als beispielsweise Ebay ist der „Tauschund Verschenkmarkt“ nicht für kommerzielle Zwecke gedacht. Zudem dürfen keine Lebewesen angeboten werden, auch Medikamente und Waffen sind verständlicherweise nicht zugelassen. „Wir achten sehr genau darauf, dass auf der Seite nichts Unrechtes passiert“, so Sabine Thümler, BSR-Pressesprecherin. Entstanden ist die Idee des nichtkommerziellen Online-Marktes, als das Gebrauchtwarenhaus der BSR geschlossen werden musste. Dort wurden Möbel gesammelt, die zu schade zum Wegwerfen waren. Spezielle Sammelautos fuhren auf Bestellung bei jenen vorbei, die nicht mehr benötigte Möbel, Geschirr oder Bücher loswerden wollten. Die Gegenstände wurden dann im Gebrauchtwarenhaus zum Selbstkostenpreis, also Transport und Lagerung, verkauft. 2004 wurde klar, dass sich diese Art von Ebay- Alternative nicht mehr finanzieren ließ. Damit die gute Idee nicht umsonst war, ging die BSR online und stellte die Tauschbörse als Plattform für Tausch- und Sammelwütige zur Verfügung. Inzwischen ist die Webseite sehr bekannt und zählt ständig zwischen 3 000 und 4 000 Anzeigen. Thümler betont, es ginge häufig eher um den symbolischen Wert der Dinge, wenn die Menschen nicht verschenken, sondern tauschen wollten. Stimmt, ich würde meine Diddl-Maus-Figuren auch nicht einfach so weggeben, dazu hängen zu viele Erinnerungen an ihnen.


Ziel der Aktion sei es, darauf aufmerksam zu machen, dass es nicht kompliziert ist, Dinge loszuwerden ohne sie wegzuwerfen, also Abfall zu vermeiden. Außerdem können durch die tauschbedingten Treffen sogar dauerhafte Freundschaften entstehen, wenn etwa Familien immer wieder die zu klein gewordene Kleidung der Kinder tauschen – und sich schließlich auf dem Spielplatz verabreden. So weit ist es bei mir noch nicht gekommen, aber immerhin: Nach einigen E-Mails, verabredeten und wieder verschobenen Treffen, einer S-Bahnfahrt in den Wedding und dem Besuch in einer fremden Wohnung bin ich stolze Besitzerin eines alten Krimis und einer Lichterkette – die sonst vielleicht im Müll gelandet wären. Der Deal mit den Diddl-Maus-Figuren ist allerdings nicht zustande gekommen … Liebe Leser, zögern Sie nicht, sich zu melden: Sie gehören in liebevolle Hände.


Tauschangebote unter: www.bsr.de/verschenkmarkt/list.asp

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Kategorien Politik

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