Der Streber spielt keine Rolle

Streber spielt keine Rolle
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Vom Schlimmsten zum Schönsten: Studie über Schule aus der Sicht von Jugendlichen ist erschienen


von Sophie Salmen, 21 Jahre

Letzte Nacht wieder nicht geschlafen, stattdessen von der einen Seite auf die andere gewälzt und sich Sorgen um die Zensuren gemacht. Ein Szenario, das über ein Drittel der Acht- und Neuntklässler in Berlin kennt und das nur eines der Ergebnisse der jetzt veröffentlichten AIDAStudie ist, die sich mit Entwicklungsprozessen von Jugendlichen im schulischen Rahmen beschäftigt. Sie befragte von 1999 bis 2002 mehr als 3 000 Berliner Schüler der Klassenstufen 7 bis 9 aller Schultypen.

Unter der Leitung der Professorin Renate Valtin von der Humboldt- Universität sollten die Jugendlichen einen Fragebogen ausfüllen und zwei offene Fragen nach dem „Schlimmsten und Schönsten“ an der Schule beantworten. Im Vergleich zu anderen Studien wie PISA oder IGLU war dabei für die Forscher nicht der Leistungsstand der Schüler von Interesse, sondern die Persönlichkeitsentwicklung im Schulalltag – Aspekte wie Lernfreude, Schulverdrossenheit, Ich-Stärke, Berufswünsche und das Verhältnis zu Lehrern, Eltern und Mitschülern.

Von Letzteren haben viele Schüler ein wesentlich besseres Bild als von ihren Lehrern. 80 Prozent gaben an, bei ihren Eltern Geborgenheit, Rat und Wärme zu finden, und das obwohl diese hohe Erwartungen an ihren Nachwuchs stellen und dies von bis zu einem Drittel der Befragten als Druck empfunden wird. Auch Mitschüler werden eher als Unterstützung und nicht als Konkurrenz oder Zielscheibe für Spötteleien gesehen. So spielt es etwa entgegen aller Erwartungen nur für zehn Prozent der Siebtklässler eine Rolle, ob sie einen Streber in ihren Reihen haben oder gar selbst einer sind.

Desinteresse am Lernerfolg, ungerechte und undurchsichtige Beurteilung von Leistungen sowie Unverständnis bei Problemen sind die Kritikpunkte der Schüler an ihren Lehrern. Während sich bei den Siebtklässlern ein Viertel gerecht behandelt fühlt, sind es bei den älteren Schülern nur noch fünf Prozent. „Vor allem Lehrer sollten dieses Ergebnis der Studie zur Kenntnis nehmen“, sagt Valtin. „Schließlich kommt ihnen eine wichtige Aufgabe in der Entwicklung der Jugendlichen zu.“

So haben Lehrer mit ihrer Notenvergabe einen nicht geringen Einfluss auf die erfolgreiche Gestaltung der Zukunft der Schüler, von denen 90 Prozent bestätigten, dass für sie gute Noten und ein bestmöglicher Abschluss sehr wichtig sind. Immerhin wünschen sich über 80 Prozent der Berliner Acht- und Neuntklässler, später in ihrem Traumberuf arbeiten zu können.

Den Link zur Studie gibt es hier

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Kategorien Politik

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