Sie verstehen einander einfach nicht

von Lisa Opolka, 16 Jahre


Eine Studie zeigt: Jugendliche haben Interesse an Politik. Aber bis zum Engagement liegen zu viele Steine im Weg



Foto: Raufeld/ Lisa Opolka


Die „Null-Bock Generation“ hält nichts von politischem Engagement – dies wird jungen Menschen immer vorgeworfen. Und tatsächlich: Die Wahlbeteiligung unter jungen Leuten sinkt kontinuierlich, nur wenige sind Mitglied einer Partei oder Organisation. Doch ganz so einfach liegen die Dinge nicht, wie nun die Studie „Sprichst du Politik?“ zeigt, die Ende Juni in Berlin vorgestellt wurde.


Unter der Leitung von Bettina Fackelmann, Professorin an der Design Akademie Berlin und in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung fragte ein Team von Studierenden Jugendliche im Alter von 16 bis 19 Jahren unter anderem, was sie von Politikern und ihren Absichten halten, wo sie sich über politische Zusammenhänge informieren und worin sie ihre eigene Rolle in der Politik sehen. In 27 Gruppengesprächen und mithilfe von über 30 000 Onlinefragebögen – der bislang größten Internet-Umfrage zu diesem Thema – wollten sie außerdem wissen, wie politische Sprache für Jugendliche sein muss, damit sie sie verstehen.


„Das Klischee von der unpolitischen Jugend stimmt nicht“, sagt Fackelmann. „Interesse und Verantwortungsgefühl sind prinzipiell gegeben.“ Die Studie zeige aber, dass Jugendliche dabei oft auf Hürden stoßen. So findet beispielsweise über die Hälfte der Befragten die Sprache der Politiker zu abgehoben.


Bei der Vorstellung der Studie wurden auch Appelle an Politik, Medien und Bildungsinstitutionen laut. Die 19-jährige Zenna Gürgen, die selbst politisch aktiv ist und an der Studie teilgenommen hat, sieht vor allem die Schulen in der Pflicht: „Man sollte hier schon früh Impulse erhalten“, sagt sie.  „Dazu gehören Veranstaltungen, bei denen man lernt, wie Politik praktisch abläuft.“ Ein großes Problem sieht auch sie in der Verständigung mit der Bevölkerung: „Viele Leute begreifen Politik einfach nicht als etwas, das sie betrifft. Hier muss Bildung ansetzen.“


Ein Beispiel dafür, wie man Distanz abbauen kann, zeigt die Bundestagsabgeordnete Katja Mast (SPD). Im Rahmen ihres Projekts „Junger Rat für Mast“ geht sie in ihrem Wahlkreis Pforzheim/Enzkreis in Schulklassen und lässt sich dort von den Schülern zu politischen Themen beraten. „Ich möchte, dass junge Leute zu aktiven Demokraten werden“, sagt Mast. „Es ist wichtig, dass sie viel stärker an Prozessen und nicht nur an Entscheidungen beteiligt werden.“


Alle Ergebnisse findet ihr unter www.sprichst-du-politik.de.

Das könnte Dich auch interessieren

  • Baden für sauberes Wasser

    Am 17. Juni 2012 findet die Big Jump Challenge statt, ein europaweiter…

  • Beziehungsprobleme

    Zwei Geschichten übers Trennen und Wiedervereinigen Manches gehört einfach zusammen – und…

  • Förderung beantragen

    Förderung: Gruppen und Vereine können noch bis 31. März finanzielle Förderungen von…

  • Auch mal mitreden

    Am 9. September können Jugendliche bei der U18-Wahl über das Abgeordnetenhaus abstimmen…

Kategorien Politik

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.