Klartext: Die Bundeswehr hat keinen Respekt vor uns


Maximilian Hennig ärgern die Werbestrategien der Streitkräfte. Foto: Privat



von Maximilian Hennig, 19 Jahre


Eins muss man der Bundeswehr lassen: Sie besitzt ein unerschütterliches Talent, sich in der Öffentlichkeit in ein schlechtes Licht zu stellen. Neben den Vorkommnissen auf dem Marine-Segelschulschiff „Gorch Fock“ und dem Öffnen der Feldpost von Soldaten am Hindukusch wird das Trauerspiel auch bei den aggressiven PR-Methoden der Bundeswehr deutlich. Die kläglichen Versuche, sich neu zu profilieren und junge Menschen für sich zu begeistern, stellen die Seriosität der Streitkräfte der Bundesrepublik stark in Frage.

Der neueste Coup ist die verdeckte Finanzierung und Veranstaltung von Workshops für junge Leute. Offiziell werden diese von der Berliner Organisation Young Leaders GmbH veranstaltet. Bei reizvollen Seminaren zu den Themen Politik, Ethik, Kultur, Forschung und Medien sollen den Teilnehmern unterschwellig Inhalte zu sicherheitspolitschen und militärischen Fragen vermittelt werden. So stand zufällig bei der Produktion einer Radiosendung im Rahmen einer solchen Veranstaltung ein Pressesprecher der Bundeswehr als Interviewpartner zu Verfügung, der sich – wenn auch kritisch – zum Einsatz in Afghanistan äußerte. In den Auschreibungsunterlagen hatte die Bundeswehr hervorgehoben, dass die Teilnehmer keinesfalls merken sollten, wer tatsächlich hinter den Seminaren steht.

Das Perfide dieser Werbestrategie, die nach dem Bekanntwerden in der vergangenen Woche eingestellt wurde, ist der Versuch des Verteidigungsministeriums, Multiplikatoren für sich zu gewinnen, also Jugendliche, die bei Gleichaltrigen meinungsbildend wirken. Schülerzeitungsredakteure, Schülersprecher, ehrenamtliche Mitarbeiter bei karikativen Einrichtungen und viele andere sollten so instrumentalisiert werden.

Auch wenn die Täuschungsmanöver nun eingestellt wurden – die Art und Weise, wie sich die Bundeswehr denen nähert, die potenziell für sie in den Krieg ziehen soll, zeugt von Respektlosigkeit. Auch von Hilflosigkeit: Offenbar weiß sich die in Reform befindende Armee bei der Nachwuchssuche nicht mehr anders zu helfen.


Was haltet ihr von den Rekrutierungsmethoden der Bundeswehr? Und würdet ihr in Erwägung ziehen, Wehrdienst zu leisten? Sagt uns eure Meinung!

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Kategorien Politik

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