Schulplätze sollten nicht verlost werden

Lisa Opolka: „Die neuen Aufnahmeregeln für Schulen sind nicht realistisch.“ Foto: Privat

von Lisa Opolka, 15 Jahre


Eltern haben es schwer – in diesem Jahr besonders –, wenn ihre Kinder Grundschulabgänger sind. Auch die Schüler selbst werden zu Leidtragenden. Denn heute treten die neuen Auswahlkriterien für Sekundarschulen und Gymnasien in Kraft.


An beiden Schultypen werden künftig dreißig Prozent aller zu vergebenen Plätze unabhängig von der Schulleistung unter allen Bewerbern verlost. Lediglich sechzig Prozent der Plätze werden nach Leistung vergeben, die restlichen zehn Prozent sind für Härtefälle vorbehalten. Hat ein Schüler aufgrund der starken Nachfrage nach Gymnasien keinen Platz an einer von ihm gewünschten Schule erhalten, werden ihm Schulen mit noch freien Plätzen angeboten. Diese weniger beliebten Schulen dürfen auch am anderen Ende der Stadt liegen, die Vergabe nach Wohnortprinzip ist abgeschafft. Wenn einige Schüler jetzt an weiter entfernten Wunschschulen lernen können, wird es viele geben, die dafür unfreiwillig weite Wege in Kauf nehmen müssen.


Das Prinzip der Verlosung ist ebenfalls absurd. Klagen schon jetzt viele Lehrer an Sekundarschulen darüber, den verschiedenen Schülertypen nicht gerecht werden zu können, beginnt man nun auch an Gymnasien gemischte Leistungsverhältnisse zu schaffen. Das Niveau sinkt, denn Gymnasien mit hohem Leistungsstand bekommen mit der Verlosung nun auch Schüler, die den Anforderungen schlichtweg nicht gewachsen sind. Das ist nicht nur frustrierend für den schwachen Schüler, sondern auch für die Leistungsstarken, die aus Mangel an freien Plätzen ihr Potenzial an einer Sekundarschule nicht ausschöpfen können.


Die Abschaffung des Wohnortprinzips wie auch die Verlosungen sollen für soziale Durchmischung und für mehr Chancengleichheit sorgen. Diese Vorstellung ist realitätsfern. Die Schüler behindern sich gegenseitig, bei sinkendem Niveau.


Wie groß das Chaos wird, bleibt abzuwarten. Die Verwaltungsgerichte rechnen mit einer Klagewelle, da Eltern versuchen werden, ihren Kindern auf dem Rechtsweg den gewünschten Platz zu sichern. Zusätzlich macht eine von Eltern initiierte Umfrage, wonach an den Schulen 3000 Plätze fehlen werden, das Ausmaß der Fehlplanung deutlich.


Man kann nur hoffen, dass Eltern und Schüler gute Nerven haben.

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Kategorien Politik

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