Prominent gefragt: Hilal Sezgin





Hilal Sezgin ist preisgekrönte Journalistin, Publizistin und Schriftstellerin. Foto: Ilona Habben



Hilal Sezgin ist preisgekrönte Journalistin, Publizistin und Schriftstellerin.


Hilal Sezgin fragt die Jugendredaktion: „Ist es moralisch vertretbar, Tiere so zu quälen, wie wir es in Massentierhaltung und Schlachthöfen tun?“


Die Jugendredaktion antwortet: „Eine ganz einfache Antwort auf diese Frage wäre für mich: Nein! Doch wann ist etwas einfach, wenn es um so lebenswichtige Dinge wie unsere Nahrung geht? Niemand möchte sich gerne vorschreiben lassen, was er zu essen hat. Fleischesser wundern sich, weshalb etwas in Frage gestellt wird, was der Großteil der Gesellschaft
so lange als normal akzeptiert hat. Zudem fühlen sie sich beleidigt, wenn man ihnen vorwirft, unethisch zu leben.


Zwar wissen heute die meisten Bescheid über die Zustände in stinkenden Mastfabriken, Antibiotika im Fleisch, entzündete Rieseneuter oder Vögel, die sich wegen ihres zu großen Gewichts die Beine brechen. Doch kaum jemand ändert seine Essgewohnheiten. Viele ignorieren die Missstände oder beißen mit schlechtem Gewissen in ihr Steak und beharren darauf, dass tierische Nahrung für den Menschen lebensnotwendig sei. Da muss das Leid der Tiere akzeptiert werden. Und überhaupt, es war ja schon immer so.


Aber es gab auch Zeiten, in denen Sklaverei normal war und in denen es normal war, dass Frauen keine Rechte hatten.


Wir machen uns keine Gedanken, was auf den Farmen und Fabriken passiert. Wir sperren Schweine und Hühner ein, damit sie möglichst schnell wachsen und wir sie als verfettete Kleinkinder, die nie das Tageslicht sahen, in Scheiben auf demTeller haben können. Wir hatten Glück in der Evolution. Was also sagt es über uns aus, wie wir, die vermeintlich intelligentere Spezies, mit anderen Lebewesen umgehen?


Doch auch wer sich nicht um Tiere schert, sollte bedenken, welche Folgen unser Tun für andere Menschen hat. Wir leben in Zeiten, in denen Millionen von Menschen weltweit hungern, weil potenzielle Ackerflächen für die Aufzucht unserer Nutztiere gebraucht werden.


Die Vorstellung der Almwiese mit glücklichen Kühen ist in Zeiten der Globalisierung, in denen wir weiter von unseren Nahrungsquellen entfernt leben als je zuvor, immer noch eine gern geglaubte Illusion. Jeden Tag Fleisch für alle, möglichst billig, das lässt sich nur mit grausamen Mitteln umsetzen. Und was grausam ist, ist nicht moralisch vertretbar. Doch am Ende muss jeder selbst entscheiden, ob er bereit ist, Verantwortung
zu übernehmen.“


Ihre Laura Harmsen, 19 Jahre

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Politik

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.