Lichtschmutz nutzt

Jugendreporterin Laura findet heraus, wie man Akkus an Leuchtreklametafeln aufladen kann


von Laura Harmsen, 20 Jahre



Hätte er jetzt seinen Harvester dabei, könnte er die Energie der Welle später für seine Heizdecke nutzen. Zum Beispiel. Foto: gettyimages/Sean Davey

Auf dem Tisch stehen kleine Holzroboter. So sehen diese Geräte zumindest aus, die angeblich ohne direkte Stromquelle Akkus aufladen können. „Heute bauen wir Licht-Harvester“, erklärt Myriel, die im Rahmen der „Energie = Arbeit“-Ausstellung im Max-Liebermann-Haus am Brandenburger Tor einen Workshop leitet, zwei 14-jährigen Gymnasiasten, ein paar Kunst- und Technikstudenten und mir. Mit Harvesters könne man nämlich Energie einfangen, die in der Stadt normalerweise einfach verpufft. Uns ist nicht ganz klar, wovon Myriel spricht, und so zeigt sie uns ein Bild, auf dem verzeichnet ist, wo es in der Stadt überall Energieverluste gibt – etwa in Form von Lichtverschmutzung an Leuchtreklamen oder Abwärme aus U-Bahnschächten. Wir ergänzen das Bild, es wird größer und etwas durcheinander und zeigt Busse und Straßenbahnen, deren Vibrationen zur Energiegewinnung genutzt werden könnten, ebenso wie Schallwellen von Konzertlautsprechern, Wärme von schlecht isolierten Häusern und Kühltruhen, Kraft aus Wasserhähnen oder der Luftzug an Autobahnen. Für jede Energiequelle gibt es einen passenden Harvester, also einen Ernte-helfer, der die Energie – ob Licht-wellen, Schallwellen, Wind, 
Vibration oder Wärme – aufnimmt und so umwandelt, dass damit eine Batterie geladen werden kann.


Das wollen wir nun ausprobieren. Wir wollen Solarzellen-Harvester bauen und diese dann an eine der diversen Lichtquellen in der Stadt kleben. Wir sägen Beinchen, kleben Saugnäpfe und Solarzellen, löten Widerstände, Kontakte und Kabel. Die zwei 14-jährigen Schüler feilen besonders lange an ihren Harvestern. Die beiden überraschen alle mit einer tollen Idee, wie man die Solarzellen noch besser am Harvester platzieren kann. Und ihre Harvester haben extra kurze Saugnapfbeine, um ganz nah an die Lichtquelle heranzukommen, damit möglichst wenig Lichtenergie verloren geht.


Später stellen wir fest, dass einige unserer Kreationen sehr an Zeitbomben erinnern. Trotzdem machen wir uns ans Werk. Und es funktioniert: Von den LED-Leuchten, die die Energiestärke anzeigen, leuchten oft alle drei, und bestimmt wären unsere Batterien nach einem Tag auf den Bodenlichtern des Brandenburger Tors ganz aufgeladen.


Die Workshop-Initiatoren haben die Vision, dass eines Tages Harvester öffentlich wären, sodass alle an aufgeladene Akkus kämen. Man ginge einfach zur nächsten Leuchtreklametafel, tauschte seine leeren Kameraakkus gegen aufgeladene ein und das Sightseeing wäre gerettet.



Die Ausstellung „Energie = Arbeit“ ist noch bis zum 13. Februar 2011 im 
Max-Liebermann-Haus, Pariser Platz 7, am Brandenburger Tor, zu sehen.

Mehr Infos unter www.stiftungbrandenburgertor.de

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Kategorien Politik

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