Etwas eindeutiger bitte, 
Herr Papst

von Laura Harmsen, 20 Jahre


Laura Harmsen: Das Kondomverbot muss aufgehoben werden. Foto: Privat

Unsere Lektion heute: Wie kannst du mit deinen Aussagen Aufsehen erregen, ohne etwas zu sagen? Unser Gaststar: der Papst. Viele Zeitungsseiten hat er füllen geholfen mit seiner vagen Einlenkung in Bezug auf das strikte Kondomverbot der katholischen Kirche zur Verhinderung der Übertragung von HIV.


Wie er das genau gemeint hat, weiß wohl nur der Papst selbst. Nur in „begründeten Einzelfällen“ kann ein Kondom zum Schutz eingesetzt werden, „nur für männliche Prostituierte“, aber eigentlich ist es „nicht eine wirkliche Lösung“. Vielleicht war ihm auch nur gerade danach, mal etwas anderes zu sagen als stur „nein“.


Natürlich ist ein kleiner Schritt besser als gar keiner. Aber die Statements wirken lächerlich, und das bei einem so ernsten Thema. Alle zehn Sekunden stirbt ein Mensch an Aids, doch dem Papst sind seine Schäfchen wohl nicht wichtig genug, er macht lieber undurchsichtige Aussagen, statt sich endlich eindeutig zum Schutz des Lebens zu bekennen.


Es ist so realitätsfern zu glauben, ein derart verbreitetes Virus könne durch eine „Humanisierung der Sexualität“ aufgehalten werden. Was ist mit all denen, die gezwungen sind, ständig wechselnde Geschlechtspartner zu haben? Viele junge Mädchen stecken sich an durch sexuellen Missbrauch, genauso wie es für viele keinen anderen Weg gibt, zu überleben und ihre Familie zu versorgen, als sich zu prostituieren.


Vielleicht verlange ich viel zu viel von einer so alten, in Traditionen festgefahrenen Institution, geführt von einem älteren Herrn, der sich auch vor all den anderen älteren Herrn, die ihn umgeben, für seine Entscheidungen rechtfertigen muss. Ohnehin verbreiten etwa in Afrika die Helfer vor Ort, ob Atheisten oder katholische Priester, oft schon längst Kondome, weil sie nur zu gut wissen, dass dies der einzige effektive Weg ist, etwas zu bewirken. Denn was auch immer der Papst in seiner Betstube für durch Moral erreichbar hält, hat offensichtlich keinen Bestand in der Wirklichkeit. Wie er gerade, wenn auch sehr langsam, selbst zu merken scheint.

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Kategorien Politik

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