„Auf die Stimmen der jungen Leute wird gehört“

Klaus Hurrelmann ist Jugendforscher und Professor an der Hertie School of Governance. (Foto: Hertie School)

Warum Jugendforscher Klaus Hurrelmann für ein Wahlrecht ab 14 Jahren plädiert


Herr Hurrelmann, aus dem Versprechen der SPD und der Linken, das Wahlalter schon für die nächste Abgeordnetenhauswahl 2011 auf 
16 Jahre zu senken, wird nun erst einmal nichts. Die Politiker zieren sich noch. Sie hingegen sind sogar für ein Wahlrecht ab 14 Jahren. Ist man in dem Alter wirklich schon bereit für eine politische Meinung?


Natürlich. Die körperliche, psychische, soziale und intelligente Reife findet heute in immer früherem Alter statt. Wir haben bei den Shell-Studien ein Ansteigen des politischen Interesses bei den 13- bis 14-Jährigen festgestellt. Bei Jugendlichen ist die Bereitschaft höher, sich mit dem bestehenden politischen System aktiv auseinanderzusetzen. 
Viele Jugendliche interessieren sich aber tatsächlich gar nicht für Politik. 
Das gleiche gilt aber für viele 40- oder 80-Jährige.



Wie könnte man das Interesse bei allen noch schärfen?


Man müsste neben dem politischen Unterricht auch in Fächern wie Deutsch, Geschichte und möglicherweise auch in den Naturwissenschaften politische Zusammenhänge thematisieren. Man muss ein Bewusstsein dafür schaffen, wie zentral es ist, als Bürger mitzuentscheiden. Allerdings ist der Wahlakt nur ein kleiner Schritt. Demokratie lebt erst, wenn Bürgerinnen und Bürger sich auch thematisch beteiligen. Wie zum Beispiel bei Stuttgart 21, da engagieren sich viele junge Leute.



Die 16- bis 18-Jährigen hätten das Ergebnis der Abgeordnetenhauswahl um nicht einmal ein Prozent beeinflussen können.


Richtig, junge Leute werden anteilsmäßig weniger. Trotzdem wird auf die Stimmen der Jugendlichen immer sehr geachtet, weil alle wissen, dass das Trendsetter sind. Die Themen, die für die Jugend im Vordergrund stehen, werden über kurz oder lang von der gesamten Gesellschaft thematisiert. Jugendliche haben Einfluss auf die Themen, die neu ins Gespräch kommen.



Würden 14-Jährige nicht einfach dasselbe wie ihre Eltern wählen?


Da haben wir viele Untersuchungen, das ist immer weniger der Fall. Junge Leute haben ihre eigenen Vorstellungen, sie nehmen die Eltern als Orientierung, aber keineswegs als einziges Modell. Man kann sagen, dass fast die Hälfte der jungen Leute in ihren politischen Entscheidungen von den Eltern abweicht. Und auch die Eltern schauen heute sehr auf ihre Kinder, lernen von ihnen. Das ist alles sehr beweglich. 



(Interview: Laura Harmsen, 20 Jahre)

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Kategorien Politik

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