von Felix Szabó, 19 Jahre
Vor dem Berliner Verwaltungsgericht klagt derzeit ein Lehrer, um die Einrichtung eines Raucherraumes in seiner Schule zu erwirken. Diese beharrt auf dem seit 2004 geltenden Rauchverbot an Schulen.
Die Begründung des Lehrers mag etwas seltsam anmuten: Er wolle kein schlechtes Vorbild für Schüler sein, indem er vor der Schule rauche – vor den Augen der Schüler. Nun könnte man ihm raten, doch einfach das Rauchen aufzugeben, um ein positives Vorbild zu setzen. Doch das Besiegen einer Sucht ist schwer und sicher nicht von jedem Lehrer zu verlangen.
Ich erinnere mich an ein paar Situationen, in denen Lehrkräfte in den Pausen hektisch um die Straßenecke verschwanden, die Hand schon im Mantel nach Zigaretten wühlend, und an ihre zerknirschten Gesichter beim Wiederbetreten des Schulgebäudes, oft genug durchnässt vom dichten Regen. Alle Schüler wussten Bescheid, was die Lehrer hinter der Ecke machten, und bei uns war das umso lustiger, als die Suchtbeauftragte der Schule eine von den heimlichen Rauchern war. Eine schöne Anekdote ist auch die Ansage eines Lehrers während des Unterrichts, „mal Bücher holen zu gehen“, um dann fünf Minuten später einem Schüler, der auf die Toilette wollte, auf dem Flur zu begegnen – ohne Bücher, aber mit erleichtertem Grinsen.
Lehrer sind auch nur Menschen. Aber natürlich leidet die Integrität des Erziehers dadurch. Andererseits ist das gemeinsame Rauchen von Lehrern und Schülern, bei dem Feuer gegeben und Kippen geschnorrt werden, gut geeignet, um eine Schüler-Lehrer-Vertrautheit herzustellen. Schulsenat und Eltern dürfte das aber vermutlich weniger zusagen.
Der Klage, über die am Mittwoch entschieden wird, werden geringe Erfolgsaussichten eingeräumt – ähnliche Ansinnen sind in der Vergangenheit gescheitert. Sollte der Lehrer dennoch Erfolg haben, könnten volljährige Schüler Anspruch erheben, den Raum gleichberechtigt zu nutzen. Doch auch dann wäre die Vorbildproblematik immerhin auf die Schüler begrenzt, die ohnehin rauchen dürfen, wenn sie wollen, und den Raum vermutlich auch nur dann betreten würden.
Ich halte Raucherräume für eine gute Idee – sofern Schüler dadurch nicht belästigt werden und die Räume dafür vorhanden sind. Sie würden Lehrern unangenehme und zeitraubende Wege vor die Tür ersparen und ihnen so ermöglichen, ihre Vorbildfunktion besser erfüllen zu können. Es ist nichts dabei, in einer privaten Pause einem privaten Laster in Ruhe nachzugehen.