Lehrer sind wichtiger als Hollywoodstars

Der Kinderwertemonitor 2014 liefert Ergebnisse, die überraschend sind – zumindest für viele Erwachsene

Von Julien Hoffmann, 20 Jahre

Klar – dass die meisten Kinder und Jugendlichen zuerst ihre Eltern nennen, wenn sie gefragt werden, wer ihnen ihre Wertvorstellungen vermittelt, ist nachvollziehbar. Aber Lehrer? Ausgerechnet die Berufsgruppe, die im Allgemeinen als natürlicher Feind eines jeden Schülers gilt, soll für viele Jugendliche bei der Wertevermittlung sogar wichtiger als Freunde sein? Genau das zeigt die Studie Kinderwertemonitor 2014, die in der vergangenen Woche vorgestellt wurde: Gleich nach der Familie zählen Lehrer demnach zu den wichtigsten Wertevermittlern für Kinder – weit vor Freunden, Medien und Prominenten.

Ziel der von Geolino und Unicef in Auftrag gegebenen Studie war es, die große Frage zu beantworten, was Kindern im Leben wichtig ist. Befragt wurden dazu Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren. Und im Gegensatz zu vielen anderen Studien, in denen es um Jugendliche geht, zeichnet der Kinderwertemonitor ein überaus positives Bild der Jugend: Familiäre Werte werden über materielle gestellt, die meisten jungen Menschen gehen gern zur Schule und soziales Engagement hat einen hohen Stellenwert. „Natürlich sind vielen auch materielle Güter und Wohlstand wichtig. Im direkten Vergleich jedoch werden diese Werte als eher gering angesehen“, erläutert Unicef-Sprecherin Ninja Charbonneau.

Und was das Bild von den Lehrern betrifft, haben sich die Einstellungen in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. So nannten auf die Frage, wer ihnen Werte beibringe, 80 Prozent der Schüler ihre Lehrer. 2006 waren es nur 50 Prozent. Ninja Charbonneau erklärt, weshalb Jugendlichen ihre Lehrer wichtiger sind als prominente Vorbilder: „In einer immer digitaleren Welt orientieren sich viele junge Menschen offenbar lieber an Personen, die real existieren und im näheren persönlichen Umfeld zu finden sind.“

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) sagte bei der Vorstellung der Studie mit Blick auf die überraschenden Ergebnisse: „Erwachsene glauben oft zu wissen, was den Kindern wichtig und was gut für sie ist. Wir haben sie dazu selbst befragt.“ Ein Vorgehen, das Schule machen sollte.

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