Illustration: jokatoons/Fotolia

Affentanz

Facebook hat fünf neue Emojis eingeführt – un­nö­ti­ger­wei­se, wie wir finden. Denn mehr als diese drei braucht es nicht

Jahrelang ließ Mark Zuckerberg seine Facebook-Gemeinde im Unklaren darüber, ob der Like-Button einen Partner, den Dislike-Button, bekommt oder nicht. Seit wenigen Tagen ist nun klar: nein, kein Daumen runter, dafür gibt es nun aber fünf neue Emojis mit den Namen Love, Haha, Wow, Traurig und Wütend. Wir haben hin und her überlegt: Reicht uns diese Auswahl aus, um wirklich allen Gefühlen, die uns beim Scrollen durch die Timeline überströmen, per Mausklick Ausdruck zu verleihen? Das Ergebnis unseres Gedankenexperiments hat uns selbst überrascht: Es bedarf gar keiner neuen Emojis – drei Affen reichen uns völlig aus.

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Nichts sehen: Dieses Emoji könnte bei all jenen Posts zum Einsatz kommen, die ohnehin aussichtslos sind. Du suchst ein Zimmer in Berlin? Im Sommer? Es sollte schön hell sein, wenn möglich, in Kreuzberg? Ach, und günstig wäre gut? Mach mal die Augen zu, dann siehst du, wie viele freie Zimmer es noch gibt! Oder, Mist, du hast keine Fusion-Karte mehr bekommen, es spielen aber deine aller­liebsten Lieblingsbands, weswegen du gerne mal in die Runde fragen willst, ob nicht jemand zufällig eine Karte übrig hat? Na klar, da findet sich sicher jemand. Den Post hättest du dir auch echt sparen können.

Nichts hören: Auch dieses Emoji wünscht man sich beim Scrollen durch die Facebook-Time­line immer häufiger. Denn wie dieses kleine Äff­chen wollen auch wir so einiges nicht mehr hören. Angesprochen sollten sich hier nicht nur all jene fühlen, die gerne Katzenvideos oder Fotos von vermeintlich originellem oder gesundem Essen posten, sondern auch jene, die sich dazu berufen fühlen, „News“ zu teilen. Es ist ja schön, dass Leo endlich seinen verdienten Oscar in den Händen halten darf. Der hundertste Post dazu ist aber trotzdem nur noch nervig. Gleiches gilt für die tausendste Meldung zum Tod von – Gott hab ihn selig – Peter Lustig.

Nichts sagen: Dieses Äffchen muss sich mit aller Kraft die Hände vor den Mund pressen, damit ihm nicht ständig (Achtung: Ironie!) „Waaas? Wirklich? Damit hätte ich ja nun gar nicht gerechnet!“ herausplatzt. Denn auf der Safari durch den Dschungel langweiliger Posts sind Pseudo-Breaking-News ebenso omnipräsent wie süße Katzenvideos. Menderes macht wieder bei „DSDS“ mit – verrückt! Die Meeedchen der diesjährigen „GNTM“-Staffel sind aber erschreckend dürr – verrückt! Im Görlitzer Park soll demnächst mal was gegen den Drogenhandel unternommen werden? Facebook, erzähl mir was Neues! Ebenso passend wäre dieses nette Äffchen, um all jenen, die gerade der zehnten Veranstaltung an einem Abend zugesagt haben, auf subtile Weise vom PC aus die hochgezogene Augenbraue zu zeigen.

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Kategorien Medien Social Media

„Wenn Sie Journalistin werden wollen, sind Sie in diesem Studiengang falsch“, hörte ich im ersten Semester nicht nur einmal. Trotzdem habe ich mittlerweile, mit 22, meinen Abschluss – und arbeite stetig daran, den Zweiflern das Gegenteil zu beweisen. Denn das Schreiben lasse ich mir nicht mehr wegnehmen. Es ersetzt für mich rauschzustandsauslösende Substanzen, es ist mein Ventil, wenn die Gedanken zu laut schreien und kein Platz für ekstatisches Tanzen ist. Schreiben kann ich über all das, wonach niemand fragt, was im Gespräch niemand von mir wissen will. Am spannendsten ist aber, anderen Menschen zuzuhören und ihre Geschichte zu erzählen.