Eine typische Komparsenrolle: im Café stehen und so tun, als ob man etwas bestellt. Studentin Annika weiß, wie viel Arbeit allein in einer solchen Szene, die man in zahlreichen Fernsehproduktionen sieht, steckt. Foto: Raufeld

Serie „Ausgefallene Studentenjobs“: Als Komparse am Set mit Scarlett Johansson

Annika Lubjuhn stand schon für Fernsehfilme, Serien und sogar Hollywood-Streifen vor der Kamera – dabei ist sie gerade einmal 23 Jahre alt. Neben ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitet Annika als Komparsin.

Seit gut zwei Jahren ist sie nun schon bei Filmgesichter tätig, einer Castingagentur für Komparsen, Kleindarsteller und Schauspieler. Zunächst arbeitete sie dort als Betreuerin. „Meine Aufgabe war es unter anderem dafür zu sorgen, dass alle Komparsen pünktlich in der Maske sind und am Set genau wissen, was sie wann machen sollen.“ Im Busch zu hocken und den Nebendarstellern zuzuflüstern, wann sie sich bewegen sollen – wie es beim Dreh des deutschen Fernsehfilm-Dramas „Das weiße Kaninchen“ der Fall war – gehörte auch dazu.

Als sich diese Tätigkeit zeitlich nicht mehr mit dem Studium vereinbaren ließ, wechselte Annika vor die Kamera. „Mein erstes Projekt war Tschick“, erinnert sie sich. „Da habe ich eine Tennisspielerin dargestellt.“ Großen Spaß hatte sie auch mein Dreiteiler Ku’damm 56. „Wir wurden aufwendig hergerichtet, der Film spielt ja in den 50er-Jahren“, berichtet sie. In die Maske gehen, Ankleideproben, am Set sein – es ist insbesondere das Drumherum, dass die junge Berlinerin an ihrem Studentenjob liebt. Für „Werk ohne Autor“, der im November in die Kinos kommt, seien allein ihre Haare eine Stunde lang frisiert worden. „Extrem viel Spaß hatte ich auch, als wie eine Raver-Party nachgestellt haben, allein schon wegen der Kostüme“, erinnert sich Annika. Am interessantesten sei es jedoch, die Schauspieler zu treffen. „Beim Dreh von „Captain America“ bin ich Scarlett Johansson begegnet, das war schon aufregend.“

Eine typische Komparsenrolle: im Café stehen und so tun, als ob man etwas bestellt. Studentin Annika weiß, wie viel Arbeit allein in einer solchen Szene, die man in zahlreichen Fernsehproduktionen sieht, steckt. Foto: Raufeld

Annika ist eine von zahlreichen Berliner Studenten, die als Komparsen tätig sind. Besondere Talente braucht man nicht. „Es ist aber von Vorteil, Zusatzqualifikationen in seinem Profil angeben zu können, um die Chance, gebucht zu werden, zu erhöhen“, weiß die Studentin. Das kann etwa Kellnern sein, Musizieren oder aber eine medizinische Ausbildung, um eine besonders authentische Krankenschwester darzustellen. Der Verdienst liegt bei rund 8,50 Euro, Überstunden werden mit 9 Euro vergütet. Einen Zuschlag gibt es, wenn man zum Beispiel sein Haustier, oft Hunde, ein Auto oder Fahrrad mitbringt. „Den gibt es auch, wenn man einen neuen Haarschnitt bekommt, zum Beispiel einen Bob für den Dreh eines 20er-Jahre-Films oder wenn man etwas sagen muss“, so Annika. Das bessert den Stundenlohn auf. Zudem werden Nacht- und Sonntagszuschläge gezahlt.

Um Komparse zu werden, muss man sich lediglich bei einer der Agenturen registrieren und zum Fotoshooting gehen, um Bilder für seine Kartei zu haben. Dann heißt es, warten, dass Anfragen reinkommen. „Die kommen meist eine Woche vor dem Drehtag, die feste Zusage, ob man dabei ist, erhält man meist zwei bis drei Tage zuvor“, sagt Annika. Wer gebucht wurde, muss sich den gesamten Tag dafür freihalten, denn die Drehs dauern gerne länger als acht Stunden. „Gelegentlich hat man auch mehr als einen Drehtag, zum Beispiel wenn man einen Schüler einer Klasse spielt, die im Film immer mal wieder zu sehen ist.“ Nicht selten komme es auch vor, dass mehrere Anfragen für einen einzigen Film eingehen. „Das ist bei Massenaufnahmen der Fall, etwa Kriegsfilmen, da wird man schon mal in mehreren Rolle bekommen.“

Einzig Geduld braucht man für diesen Nebenjob. „Man muss mitunter lange warten, bis man dran ist.“ Und dann wird eine Szene natürlich mehrfach gedreht, meist fünf bis zehn Mal – und genauso oft nochmals für die anderen Kameraeinstellungen. „Wenn man nicht gerade nur im Café sitzen muss, kommen da schon ein paar Kilometer zusammen, die man an einem Drehtag läuft“, lacht Annika.

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Seit nunmehr knapp vier Jahren habe ich das große Vergnügen, die Jugendredaktion der Berliner Zeitung leiten zu dürfen. Täglich darf ich mit schlauen, wissbegierigen und extrem talentierten jungen Menschen zusammenarbeiten und dieses Newsportal mit frischen Artikeln bestücken. Ich selbst war zuvor übrigens unter anderem beim Tagesspiegel tätig und habe für den dpa-Themendienst geschrieben. Mein Volontariat habe ich bei Raufeld Medien und Cicero Online absolviert. Achso, an der FU habe ich Politik sowie Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studiert – wie irgendwie fast alle halt.

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