In seinem neusten Video „Die Zerstörung der Presse“ hat Rezo viel Richtiges gesagt. Aber an einigen Stellen wird es wirklich bizarr. Und das ist tatsächlich problematisch.
Von Marti Mlodzian
In seinem neusten Video „Die Zerstörung der Presse“ hat der deutsche Webvideo-Produzent Rezo viel Richtiges gesagt. Er kritisiert die Regenbogenpresse, die teilweise Interviews faked, er kritisiert, dass Opferschutz nicht eingehalten wird und minderjährige Mordopfer von einigen Zeitungen unverpixelt abgedruckt werden. Er kritisiert Fotos, auf denen prominente Personen nackt zu sehen sind. Und er kritisiert sogenanntes Doxing, bei dem Details über den Wohnort einer Person der Öffentlichkeit preisgegeben werden. All diese Kritikpunkte, die sich vorrangig gegen Boulevardzeitungen richten, sind richtig.
So richtig „zerstört“ wird die gesamte Presse im Video aber eigentlich nicht. Vor allem Zeitungen geraten ins Visier von Rezos groß angelegter Abrechnung. Und da werden nicht nur die Boulevardmedien zur Zielscheibe, sondern auch seriöse Medien. Was fehlt, ist eine Differenzierung. So zählt Rezo Radiosender, Podcasts, Fernsehsendungen und YouTube-Kanäle, die meiner Meinung nach auch journalistisch berichten, nicht zur Presse, sondern stellt sie ihr gegenüber.
Rezo praktiziert selbst, was er kritisiert
Ein zentraler Punkt von Rezos Medienkritik sind Artikelüberschriften, die zu viel implizieren würden. So wird anhand des Artikels „Ist das Grundgesetz tatsächlich in Gefahr?“ aus der Stuttgarter Zeitung erklärt, dass nicht jeder, der die Überschrift lese, den Artikel auch bis zum Ende verfolgen würde. Auf der anderen Seite stört Rezo sich daran, dass die Überschrift unterbewusst das Verständnis des Lesers lenke. Abgesehen davon, dass es bei diesem konkreten Artikel nicht der Fall ist, praktiziert Rezo selbst solche Taktiken. Sein Video heißt schließlich „Die Zerstörung der Presse“. Schon in Minute vier erklärt Rezo jedoch, dass es gar nicht seine Absicht sei, die Presse zu zerstören. Vielmehr wolle er Missstände aufdecken. Dasselbe in Grün?
Ein anderes Problem liegt bei den Quellen, die Rezo verwendet hat. Die wollen teilweise nicht so recht zu den Punkten, die sie eigentlich untermauern sollen, passen. Besonders bizarr wird es bei der Forderung, seriöse Zeitungen mögen als Quellen keine „Assi-Zeitungen“ verwenden. Seine Begründung: Damit würden Leser im Umkehrschluss annehmen, dass diese seriös seien. Als er in Minute 29 Quellen von seiner Meinung nach vermeintlich seriösen Zeitungen einblendet, taucht dort auch die BILD auf.
Was das große Problem an Rezos Video ist
Warum mache ich das Ganze hier eigentlich? Ich mache es nicht, um Rezo zu schaden oder zu sagen, dass an seiner Kritik nichts dran ist. Vieles in seinem Video ist richtig und ich würde auch weiterhin empfehlen, es sich mal anzuschauen. Allerdings halte ich es für problematisch, dass sich Rezo, als einer der größten Influencer, selbst widerspricht und – das ist für mich das größere Problem – gegenüber meiner Generation, um es mit Rezos Worten zu sagen, das Verständnis von der Presse lenkt. In diesem Fall negativ.