Die Netzwelt verheißt dieser Tage den Dritten Weltkrieg. Auf allen möglichen Social Media-Plattform kursieren unzählige mehr oder weniger witzige #WWIII-Memes. Selbst bekannte YouTuber wie Rezo machen mit. Das Ganze wird immer stranger.
Von Moritz Tripp, 24 Jahre
Das neue Jahr ist mit einer Reihe zutiefst beunruhigender weltpolitischer Geschehnisse gestartet: Es dürfte an niemandem vorbeigezogen sein, dass der Konflikt zwischen den USA und Iran einen neuen und dramatischen Höhepunkt erreicht hat. Auf die Ermordung des Generals Qasem Soleimani Anfang Januar folgte unverzüglich die iranische Antwort in Form von Raketenangriffen auf US-Militärbasen im Nahen Osten.
Grund genug für die Netzwelt, den nahenden Dritten Weltkrieg zu verheißen. Eine kurze Google-Recherche fördert beispielsweise eine Fülle an mehr oder weniger witzigen Memes zutage, die den baldigen Untergang der Welt proklamieren.
Warum rackern wir uns eigentlich dafür ab, den Planeten zu retten, wenn die Menschheit sich doch sowieso in absehbarer Zeit ins Jenseits bombt? Warum nicht einfach zurücklehnen und cocktailschlürfend auf unser aller Ende warten?
Vor wenigen Tagen haben wir noch darüber geschrieben, ob man sich das Kinderkriegen nicht lieber sparen sollte, um das Klima zu schonen. Mit Blick auf einen baldigen weltweiten Atomkrieg erübrigt sich diese Frage dann wohl gänzlich, oder?
Nein, natürlich nicht! Denn so unterhaltsam manche Weltuntergangs-Memes ja sein mögen, ihnen allen haftet eine gehörige Portion Zynismus an. Natürlich steht außer Frage, dass ein Nuklearkrieg, wo auch immer ausgetragen, verheerende Auswirkungen auf uns alle hätte, doch das ist noch lange kein Grund, einfach auszuharren bis die Weltelite uns den Garaus macht.
Das Internet war schon immer ein Ort der Extreme. Zynischer Humor, der die Grenzen des guten Geschmacks oftmals weit übersteigt, ist schon lange ein zentraler Gegenstand der Memekultur, die versucht, auf diesem Wege dramatische Ereignisse in der Welt zu verarbeiten. Und das kann durchaus witzig und sogar hilfreich sein. Doch in einer Welt, in der Twitternachrichten und Instagram-Posts unsere Realität formen, sind solche Onlinephänomene mit äußerster Vorsicht zu genießen.
Denn ich weigere mich, sie als Spiegel einer Generation zu sehen, die nur lachend auf das Ende wartet.