Filmteam Gabi
Das Team des Kurzfilms „Gabi“
Interview

„Wir wollten einfach den Film machen“

Eine Fliesenlegerin entdeckt, wie sie mit Rollenspielen Situationen manipulieren kann – darum dreht sich der Film „Gabi“. Dahinter stecken Studierende der Filmuniversität Potsdam, die sich jetzt über den Deutschen Kurzfilmpreis in der Kategorie Spielfilm freuen können.

Regisseur Michael und die Produzentinnen Virginia und Anna-Sophie sprachen mit uns über ihr Zusammenwachsen als Team, Handwerksberufe und ihre nächsten Pläne.

Was bedeutet das Spiel generell? Was bedeutet es für uns, Rollen zu spielen?

Wie entstand die Idee zu GABI?
Michael: Ich hatte mich schon öfter gefragt: Was passiert, wenn ein Paar sich trennt, weil einer anfängt, Situationen zu manipulieren? Das hatte ich immer sehr nah an mir geschrieben, dachte dann aber: Was wäre, wenn man das in einem anderen Milieu ansiedelt, bei Menschen, bei denen man das nicht erwarten würde? Was, wenn es eine Gabi ist, die Fliesenlegerin ist? Das war so einer der wichtigsten Gedanken und dann sind Virginia, Anna und ich darüber hinaus sehr stark ins Gespräch gekommen. Was bedeutet das Spiel generell? Was bedeutet es für uns, Rollen zu spielen, Rollen einzunehmen und wie kann man das auch bei Gabi hinkriegen? Die Kunst war, die Balance zu finden, dass sie immer noch Fliesenlegerin ist, aber trotzdem spielen kann.

Warum gerade Gabi die Fliesenlegerin?
Michael: Ich bin kein Experte, was Handwerksberufe angeht, aber ich kenne einen Fliesenleger, der mir gesagt hat, dass das mit der härteste Job sei, was Handwerkertätigkeiten betrifft. Man ist die ganze Zeit auf dem Boden, man guckt nur auf den Boden. Nicht wie ein Dachdecker, der auch mal einen weiten Blick hat. Das hat mich interessiert bei einer Figur, bei der es später darum gehen soll, sich mal anzugucken und sich auf der gleichen Ebene in die Augen zu schauen.

Wie viel von der endgültigen Idee stand schon, als du dir Producer gesucht hast? Wie ging der Prozess dann weiter?
Michael: Das Herz, die Grundidee war schon da, aber wir hatten viele Gespräche, was mir total geholfen hat, die Figur noch mal besser zu verstehen.
Virginia: Natürlich gab es schon ein Drehbuch, davon wurden wir ja so überzeugt. Dann haben wir ziemlich intensiv zusammengearbeitet, an diesem Herzstück sozusagen. Wir sind konkreter geworden, haben überlegt, mit wem wir das drehen wollen, wer die Besetzung sein soll.

Wir wollten das unbedingt machen.

Wie lange habt ihr insgesamt an dem Film gearbeitet?
Michael: Die erste Idee hatte ich wahrscheinlich, als ich zwölf war. (lacht)
Virginia: Die Arbeit an diesem Projekt hat für Michi im Herbst 2015 angefangen, wir sind Anfang des Jahres 2016 dazugekommen. Dann haben wir uns unser Team gesucht, im Mai und Juni gedreht und hatten dieses Jahr im Februar Premiere.
Anna: Die Festivalauswertung läuft auch immer noch, das Projekt ist für uns noch nicht abgeschlossen.

Gehören solche Filmprojekte zu eurem Studium?
Virginia: Da gibt es Unterschiede zwischen den Departments. Für Michi, der Regie studiert, für den Editor, der Montage studiert und auch für die Kamerafrau war das der Abschlussfilm für den Bachelor. Da ist es innerhalb des Studienplans gefordert. Für Anna und mich als Medienwissenschaftlerinnen ist es keine Pflicht. Wir haben das aus Freude an der Sache gemacht.
Michael: Ihr beide habt parallel noch das „Sehnsüchte-Festival“ unserer Uni mitorganisiert …
Virginia: Und wir hatten sehr viel Uni. Wir wissen selbst nicht so ganz, wie das geklappt hat, aber wir wollten das unbedingt machen und hatten von Anfang an ein gutes Gefühl.

Es ist natürlich total schön, was jetzt alles passiert ist, mit den Preisen und den Festivals. Aber für mich war es auch einfach schön, mal mit so einem Team zusammenarbeiten zu können.

Hattet ihr das Ziel, den Film beim Deutschen Kurzfilmpreis einzureichen?
Virginia: Wir wollten einfach den Film machen. Bevor er fertiggestellt war, hatten wir nie über ein Festival geredet, das war überhaupt nicht in unseren Köpfen. Für den Kurzfilmpreis bewirbt man sich nicht, sondern man muss vorgeschlagen werden. Da kriegt man auch Unterstützung von der Uni und auf einmal waren wir nominiert.
Anna: Wir hatten das auch schon wieder verdrängt, weil so viel Zeit vergeht zwischen der Anmeldung und der Nominierung. Es war also nicht so, dass wir darauf gewartet hätten.
Michael: Es ist natürlich total schön, was jetzt alles passiert ist, mit den Preisen und den Festivals. Aber für mich war es auch einfach schön, mal mit so einem Team zusammenarbeiten zu können. Selbst, wenn ein paar Sachen nicht funktioniert hätten, wäre es trotzdem eine tolle Zusammenarbeit gewesen.

Wie geht es jetzt weiter, ist der Film demnächst zu sehen?
Anna: Wir haben im Februar unsere Fernseh-Erstausstrahlung beim rbb, durch den wir gefördert wurden. Streng genommen ist „GABI“ ein Fernsehfilm und wird im Rahmen eines Berlinale-Specials gezeigt. Danach ist er sieben Tage in der Mediathek verfügbar. Er läuft auch weiterhin auf Filmfestivals.

Habt ihr schon Ideen für ein nächstes gemeinsames Projekt?
Michael: Wir sitzen gerade schon an der Planung unseres nächsten Films, der ein Langspielfilm werden soll. Den wollen wir wieder in Potsdam drehen und diesmal wahrscheinlich auch in Storkow. Wir haben auch wieder die Hauptdarstellerin aus „GABI“ mit an Bord, Gisa Flake. Er spielt in einem ähnlichen Milieu, diesmal gibt es eine Dachdeckerin. Es sind drei Episoden mit drei verschiedenen Protagonisten und drei Perspektiven, die sich alle um ein außergewöhnliches Geschehnis in Potsdam drehen. Jeder erzählt seine Variante davon.
Virginia: Es greift wieder das Überthema auf: Welche Rollen nehmen wir im Leben ein, welche Geschichten haben wir selbst für uns? Die große Frage ist dann: Was ist, wenn wir für uns selbst keine Geschichte finden?

Foto: Ralph Sondermann/BKM

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Kategorien Film & Fernsehen Medien

„Wenn Sie Journalistin werden wollen, sind Sie in diesem Studiengang falsch“, hörte ich im ersten Semester nicht nur einmal. Trotzdem habe ich mittlerweile, mit 22, meinen Abschluss – und arbeite stetig daran, den Zweiflern das Gegenteil zu beweisen. Denn das Schreiben lasse ich mir nicht mehr wegnehmen. Es ersetzt für mich rauschzustandsauslösende Substanzen, es ist mein Ventil, wenn die Gedanken zu laut schreien und kein Platz für ekstatisches Tanzen ist. Schreiben kann ich über all das, wonach niemand fragt, was im Gespräch niemand von mir wissen will. Am spannendsten ist aber, anderen Menschen zuzuhören und ihre Geschichte zu erzählen.