Stormzy zeigt mit seinem zweiten Album, dass der Hype um ihn absolut gerechtfertigt ist. Bei so viel Kraft in der Stimme traut man ihm zu, die Krone zu tragen.
Von Selly Häußler, 28 Jahre
„Heavy is the head that wears the crown…“ singt Stormzy in seiner Single „Crown“. Und die trägt er wirklich: Der Rapper aus UK erreicht immer mehr Hörer über die Grime-Szene hinaus. Nach dem Erfolg seines ersten Albums war er beim Glastonbury-Festival 2019 einer der ersten schwarzen Headliner und zweitjüngster Solokünstler. Der jüngste war der 24-jährige David Bowie zu seiner Zeit. Stormzy trug beim Auftritt eine vom bekannten Streetartkünstler Banksy designte stichsichere Weste mit dem Union Jack, die er auch auf dem neuen Album-Cover hält. Er zeigt sich so ganz als Vertreter seiner Peergroup: Die Messerstechereien stiegen in London 2017 und 2018 auf Rekordhöhe. Die Opfer waren meist junge schwarze Männer. Außerdem zierte Stormzy das Cover des Time Magazins als einer der „Next Generation Leaders“. Dementsprechend ist es wenig überraschend, dass sein zweites Album „Heavy Is the Head“ so stark ist.
Perfektioniert und auf den Punkt gebracht
Mit „Shut Up“ wurde Stormzy bekannt. Das Video ist genial, gerade weil es so einfach ist: Der Zuschauer sieht einfach Jungs, die auf der Straße rappen. Im Vergleich zu den heutigen Produktionen wirkt es allerdings geradezu amateurhaft. Die erste Single „Vossi Bop“ übertrifft alles, was ich an Musikvideos kenne. Besonders die Kamerafahrten fallen auf. Schon in „Big For Your Boots“ zeigten die Kameramänner, Regisseure und Schauspieler um Stormzy ihr Können. Diese Technik haben sie in „Vossi Bop“ nun perfektioniert.
Das gleiche gilt für die musikalische Entwicklung. Stormzys Stil ist auf dem Album klar erkennbar, aber verfeinert worden. Jedes einzelne Lied ist auf den Punkt, obwohl das Gesamtwerk Abwechslung bietet: Nachdenkliche Zeilen wechseln sich mit Spaß- und Punchlines ab. Der Künstler kombiniert die meist dunklen Beats nicht nur mit Rap, sondern auch häufig mit Gesang. Den steuert er selbst bei und hat mit Künstlern wie Ed Sheeran, H.E.R. und Yebba zusammengearbeitet.
Nach den vier Singles warten also noch 12 weitere perfekte Songs auf euch. Dabei behandelt Stormzy Themen, die uns alle beschäftigen. In „Do Better“, „Lessons“ und „One Second“ geht es darum sein Bestes zu geben, um sich selbst und die Welt zu verbessern. Er richtet sich aber auch gezielt an seine junge schwarze Fangemeinde und hat zum Beispiel in „Superheroes“ empowernde Worte parat. Außerdem spielt sein Glaube eine Rolle. Nicht zentral, aber er erwähnt ihn immer wieder.
Das warten hat sich gelohnt. Bei keinem Song des neuen Albums hat man das Bedürfnis ihn zu überspringen. Es ist Musik von der Sorte, die man für einen Toilettengang nur ungern unterbricht.
Stormzy kommt 2020 für vier Konzerte nach Deutschland.
20.02.2020 Berlin Columbiahalle
24.02.2020 Hamburg Docks
28.02.2020 Köln Carlswerk Victoria
01.03.2020 Mainz Altes Postlager