Lizzo
Nie war Selbstliebe so begeisternd wie bei Sängerin Lizzo.

Warum Lizzo gerade so gehypt wird

Sie ist schrill, sie ist dick und steckt voller Energie. Die US-amerikanische Singer-Songwriterin Lizzo wird gerade gehypt wie ein Superstar. Ihr Hintern bekommt beim Berlin-Konzert Einzelapplaus. Wer ist diese Queen L?

Für ihren offenen, ungeschminkten Content wird sie in den sozialen Medien geliebt, kein Blatt vor den Mund nehmend und in unvorteilhaften Situationen oder Avocado-Unterhosen. Immer mit dem erklärten Ziel, eines Tages junge Mädchen vor Bodyshaming bewahren zu können. Nun hat selbst die britische Vogue den Hype erkannt und lässt LIZZO auf dem Cover der Dezember-Ausgabe erstrahlen. Dabei ist doch Musik das eigentliche Business der Singer-Songwriterin, die sich für keine Musikrichtung zwischen Pop, R&N und Hip-Hop entscheiden möchte und daher ihre ganz eigene, nämlich „Church with a twerk“, erschafft.

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Ursprünglich wuchs die 31-Jährige aus Detroit jedoch mit Gospel auf und studierte an der University of Houston später Klassische Flöte. In einem Interview erzählte sie von ihren Anfängen und einer Band in der 5. oder 6. Schulklasse, die so schlecht war, dass sie selbst der Ehrgeiz packte, mehr und mehr die Querflöte zu spielen. Denn sie wollte besser werden und spielte komplizierteste Stücke nach Gehör nach, bis ein Privatlehrer das „wilde Fohlen“ Techniken und Noten lehrte. Heute hat sie ihren Abschluss längst in der Tasche, arbeitet seit mehr als zehn Jahren gemeinsam mit Stars wie Florence & the Machine, Missy Elliott oder früher noch Prince und veröffentlicht ihre Songs bei einem Major-Label. Das Feuer hat sie sich dennoch behalten.

Warum sich bei Lizzo alle wohl fühlen

Am vergangenen Donnerstag zog LIZZO damit knapp 3500 Fans in die lange zuvor ausverkaufte Columbiahalle. Auf dem Weg dorthin höre ich einen jungen Italiener zu seinen Freunden verlegen lachend sagen: „Hoffentlich bin ich nicht der einzige weiße, straighte Mann hier.“ Und tatsächlich heißt es, die Amerikanerin würde besonders die Frauen- und LGBTQ+-Szene begeistern. Doch er dürfte genauso wie ich überrascht gewesen sein: Ob alt oder jung, Mann oder Frau, queer oder nicht und Bauchtäschchen oder Gucci-Bag mit fein manikürten Nägeln – ein diverseres Publikum hat es hier beim Konzert einer Pop/Rap-Künstlerin vermutlich lange nicht gegeben.

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Bei LIZZO fühlt sich eben jeder wohl. Sie thematisiert Body-Positivity und Diversität und packt sie in unverblümte Worte voller Selbstironie zu einem Beat, der sich gewaschen hat. Das ist nicht neu, aber selten so ehrlich und nahbar gewesen wie bei ihr. Das aktuelle Album „Cuz I love you“ handelt von endender, betrogener Liebe und aufkeimendem Selbstvertrauen. Sie appelliert an ihr Publikum, sich nicht auf Fuckboys einzulassen, denn wer könne jemand anderen lieben, der sich selbst nicht akzeptieren würde?

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Stattdessen solle man sein eigener Seelenverwandte werden und sich selbst die größte Inspiration sein. Gemeinsam mit ihren Fans spricht sie mehrfach ihr Mantra für mehr Selbstliebe:

„I love you, you are beautiful and you can do anything.“

Als schwarze, dicke, amerikanische Frau würde sie wissen, wie wichtig das sei. Und das glaubt man ihr. Auf der Bühne braucht sie nicht viel, sie allein füllt den Raum mit enormer Präsenz, liefert zusammen mit Backroundtänzerinnen und DJane energiegeladene Performences und holt letztlich sogar ihre Querflöte heraus.

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Vielleicht wäre all das gar nicht notwendig gewesen, da selbst Lizzos Po eigenen Applaus bekommt. Ja, genau. Ihr Hintern. Den lässt sie in hautengen Bodys und kurzen Kleidchen kreisen und bringt so das Publikum zum Kreischen. „War das wohl das beste Konzert überhaupt?“ Die Fans sind begeistert. Nie war Selbstliebe so begeisternd, so in. Wer also gut in den Tag starten möchte, hört sich am besten morgens unter der Dusche ein bis zwei ihrer Songs an und kann sich sicher sein, das werden nicht die letzten sein von Queen L.

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Statt Netflix verfolge ich Konzerte. Ich (20 Jahre) brauche keine Sojamilch, sondern guten Kaffee. Mein Yoga ist es, auf viel zu vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Dabei ist der Eisbär mein Patronus, den meine Eltern mir mit sieben Jahren einfach nicht als Haustier erlaubten. Aber wenn eine Idee von der Außenwelt für verrückt erklärt wird, dann muss sie erst recht verwirklicht werden, und eben jene Personen mit Mut und außergewöhnlichen Gedanken sind es, von denen die Welt wissen sollte. Was kann ich da sinnvolleres tun, als für Spreewild zu schreiben? Die Verhandlungen um den Eisbären laufen jedenfalls weiter.