Mit „Was berührt, das bleibt“ hat Enno Bunger ein Album voll tiefschürfender Gefühle geschaffen. Seit heute ist es erhältlich.
Von Viola Blomberg, 26 Jahre
Wenn Enno Bunger eins kann, dann melancholische Lieder schreiben, die aufwühlen und berühren. Keine gute Laune-Hits, sondern Songs, die von einschneidenden Momenten handeln. Erzählungen, die direkt aus seinem Leben stammen. Von schwere Zeiten berichten, die aber immer wieder von Hoffnungsschimmern durchleuchtet werden. Damit stellt sich der untröstliche Romantiker in eine Reihe mit anderen männlichen Popmusikern wie Bendzko, Poisel oder Bourani.
„Ich hätte eigentlich dringend einen Psychotherapeuten aufsuchen müssen.“
Enno Bunger zur die Entstehung seines Albums
Enno Bungers vierte Platte „Was berührt, das bleibt“ ist ein Konzeptalbum zur Verarbeitung tiefgreifender Erlebnisse: Es handelt vor allem vom Tod und von der Trauer. „Ich hätte in dieser Phase eigentlich dringend einen Psychotherapeuten aufsuchen müssen, aber ich wollte mich durch das Schreiben selbst therapieren“, sagt der Sänger und Pianist zur Entstehung dieses Albums. Und tatsächlich kann man beim Hören miterleben, wie Bunger versucht, aus den traurigsten Anlässen einfühlsame Songs entstehen zu lassen. So singt er in „Stark sein“ mit ruhiger, melancholischer Stimme begleitet von soften Pianomelodien von der Krebserkrankung einer Freundin, der Zuversicht auf Heilung und schließlich dem viel zu frühen Tod eines geliebten Menschen. „Jeder Pieks in deinen Arm ein Stich in mein Herz“, heißt es darin, oder: „Wie dein Tropf hänge ich an dir.“
Trotz dieser stellenweise so traurigen Songs, will der Musiker aus dem Ostfriesland auf dem Album auch Mut geben. Mut, sich den kurzen, aber intensiven Augenblicken zu widmen. Phasen im Leben, die Erinnerungen schaffen, welche wir nicht für Social Media dokumentieren müssen. So singt er auf „Wolken aus Beton“ deutlich fröhlicher und poppiger davon, wie er seinem Freund und Bandkollegen Nils während seiner Trauer beisteht.
An Nils ist auch der sechsminütige narrative Marathon „Ponyhof“ gerichtet. Das Stück ist aber nicht nur eine in ein paar Verse gepackte emotionale Geschichte über Freundschaft, sondern war tatsächlich Bungers Trauzeugenrede für eben diesen besten Freund Nils. Dabei probiert sich der Pianist Bunger, der bereits im Alter von 13 Jahren als Barpianist in Ostfrieslands Kneipen spielte, auf seinem vierten Album auch am Sprechgesang: „Das Leben ist kein Ponyhof, wer will schon Pferde stehl´n?! Doch bei meinem Bankraub kann ich auf Dich zählen“, rappt er ein wenig plakativ, aber doch so kitschig-schön, dass es im Ohr hängen bleibt. Enno Bunger schafft es ohne viel Schnörkelei, die Liebe zwischen diesen beiden Freunden und die Innigkeit den Hörerinnen und Hören nahezubringen und so durch das gesamte Album tiefschürende Gefühle offenzulegen.