Fynn Kliemann
Fynn Kliemann beim Streichen einer Hauswand.
Interview

Fynn Kliemann: „…dann probiere ich es aus“

Youtuber Fynn Kliemann ist wohl der Inbegriff eines Allrounders. Er macht alles selbst – jetzt auch Musik.

Irgendwie ist Fynn Kliemann zum Heimwerkerking auf YouTube geworden, wo ihm Hunderttausende dabei zusehen, wie er Woche für Woche mehr oder weniger dilettantisch Dinge baut. Dabei ist er ja eigentlich Mediengestalter, führt erfolgreich mehrere eigene Unternehmen – und macht die ganze Zeit schon Musik. Obwohl – oder weil?! – er kaum schläft und immer tausend Sachen gleichzeitig am Laufen hat, sollte aus seinen Songs eigentlich kein Album werden. Jetzt kommt es doch, es trägt passenderweise den Namen „nie“. Wir haben Fynn getroffen und mit ihm darüber gesprochen.

Bei einem Tausendsassa wie dir gar keine so blöde Frage: Was machst du momentan?
Momentan mache ich ziemlich viel Musik. Ich habe jahrelang Musik produziert und jetzt realisiere ich den Traum von einem eigenen Album.

Was ist denn das Besondere an diesem Album?
Wir haben ein eigenes Label gegründet. Wir haben kein Geld. Wir produzieren alles selber – ich mache das Artwork. Auch das Cover zum Beispiel haben wir selbst gestaltet. Dann haben wir eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Die Musik soll nämlich wertgeschätzt werden und die Leute, die sie haben, sollen das Album wie einen Schatz behandeln, weil es das nicht mehr zu kaufen gibt. So gibt es auch keine Verschwendung durch überproduzierte Platten.

„nie“ ist ein DIY-Album

(Das Album ist nicht im Handel, sondern nur auf Bestellung bis zum 28. September 2018 erhältlich. Danach soll es nur ein einziges Mal physisch produziert werden – exakt in der Höhe der Bestellungen – und danach „nie“ wieder. Anm. d. Red.)

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Was für Musik wird auf der Platte zu hören sein?
Es ist keine Themenplatte, aber es gibt Einblicke in irgendeinen Tag oder bunt gefächerte Situationen und Gedanken. Es ist auch viel Negativität dabei, im Kontrast zu den ganzen positiven Sachen, die ich sonst mache.

„Zu viele Ideen im Kopf – zu wenig Zeit“

Negativ kennen dich die meisten ja gar nicht. Was dürfen oder müssen die Hörerinnen und Hörer denn da erwarten?
Persönliche Abgründe und Geschichten. Es geht um Existenzängste, die Jagd nach sehr viel, ohne zu wissen, wo das Ende ist. Zu viele Ideen im Kopf – zu wenig Zeit. Viel autobiografisches Zeug. Eine bunte Mischung und Wundertüte an Gefühlen aus den letzten Jahren.

Für wen ist dieses Album?
Für jedermann – also alle, die etwas damit anfangen können.

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Du bist bekannt geworden mit der Webserie „Kliemannsland“ von funk, in der du einen Hof in der Nähe von Bremen zu einer großen Spielwiese machst und lauter oftmals verrückte Dinge baust. Wer hatte die Idee dazu?
Ich. Also die vom NDR haben mich gefragt, was ich gerne machen will, und waren bereit, mir Geld dafür zu bezahlen.

Das nennt man dann wohl Glück! Du standest aber schon vor der Sendung für den DIY-Gedanken, es ging also nicht von Anfang an um Geld. Woher nimmst du den Elan, so viel selbst zu machen?
Ich brauche die meisten Sachen und will sie bauen, ohne viel Geld dafür auszugeben. Wenn ich wissen will, wie etwas funktioniert, probiere ich es aus.

„Früher wollte ich Tischler werden“

Wolltest du schon immer etwas im kreativen Bereich machen oder hattest du auch mal einen anderen Berufswunsch?
Ich wollte früher Tischler werden. Ich wollte alles mal werden und auf keinen Fall im Büro arbeiten. Jetzt habe ich Spaß daran. Momentan kann ich immer nach Tagesform entscheiden, woran ich arbeiten möchte, da ich sechs Firmen habe und immer von Baustelle zu Baustelle springe. Ich bin auch viel draußen.

Viele haben ja zwei linke Hände, sind null praktisch veranlagt – und irgendwie wollen alle studieren. Was ist heute mehr wert: ein Studium oder eine Ausbildung?
Das kann man nicht pauschalisieren. Bei Studenten fehlt tatsächlich oft praktische Erfahrung, also ist eine Mischung aus beidem gut.

Titelbild: Nikita Teryoshin

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Kategorien Kultur Musik

Schreiben, Fotografieren und Reisen – das habe ich schon von Kindestagen an am liebsten getan. Als ich fünf Jahre alt war, begann ich mit dem Schreiben von Tagebüchern (mehr oder weniger leicht zu entziffern) und fotografierte damals mit einer kleinen Kamera alles, was mir so vor die Linse kam (mehr oder weniger unscharf). Heute bin ich 22 Jahre alt, studiere Journalismus und schreibe am liebsten über Konzerte, Aktuelles oder führe Interviews. Reiselustig bin ich noch immer – die Liste der Urlaubsziele für die nächsten Jahre ist endlos...