Junge Musiker haben es schwer, in der Branche Fuß zu fassen. Das Pop-Kultur-Festival will Abhilfe schaffen
Von Ria Lüth, 19 Jahre
„Wer kann von seiner Kunst leben?“ Diese Frage steht beim „Career Mapping“, einem der 40 Workshops für Nachwuchskünstler beim 4. Pop-Kultur-Festival, einen Moment im komplett gefüllten Kino-Saal 5 der Kulturbrauerei im Raum. Langsam, zögerlich gehen sieben einsame Hände nach oben. Traumberuf Musiker – die Realität ist ernüchternd.
Das haben viele Nachwuchs-Talente bereits am eigenen Leib erfahren. Tabea Luisa lebt in Stuttgart und arbeitet dort als freiberufliche Sängerin und Musikerin. Sie würde gerne ganz von ihrer eigenen Musik leben. Doch wer kann das schon? Vielleicht eine Handvoll der Teilnehmer, vermutet Tabea. In der Kulturbranche ist wenig Geld vorhanden, und die Abgaben für gering verdienende Freiberufler sind enorm. Die Verkäufe gehen zurück, Streaming ist nicht besonders lukrativ, und so sind die meisten Künstler auf Live-Performances angewiesen.
„Die Leute sind heute immer weniger gewillt, für Kunst zu zahlen“, sagt Luca Eck. Mit 17 Jahren ist er einer der jüngsten Pop-Kultur-Teilnehmer. Mit elf hat er sich bei Saturn für 20 Euro sein erstes Musik-Programm gekauft. Seitdem schreibt und produziert er. Sein Ziel ist es, einen Plattenvertrag bei einem Major Label zu ergattern. Weil er dort mit Menschen in Kontakt kommen könne, die in ihrem Fach besser sind als er selbst. „Gleichzeitig kann man dort eine größere Reichweite erzielen und internationaler arbeiten“, ergänzt er.
Doch Major Labels haben ihre Schattenseiten. Auch die Glücklichen, die gesigned sind, können oft nicht davon leben. Zudem gibt es klare Vorschriften und großen Druck. Frei nach dem Motto „Ist das Kommerz oder kann das weg?“ werden Künstler nicht selten wie Massenware gehandelt.
Real bleiben ohne Ausverkauf?
Es gilt, die Gratwanderung zwischen Authentizität und Selbstvermarktung zu schaffen. Eine Herausforderung, der sich Tabea aktuell stellt: „Ich muss sehen, wie ich meinen Platz in der Musikbranche finde, sodass ich davon leben kann, aber gleichzeitig vollkommen im Reinen mit der Musik bin, die ich mache.“ Dabei gibt es für Erfolg keine goldene Regel. An reines Glück glaubt Luca ebenfalls nicht. Sein Ziel unbeirrbar vor Augen zu haben und darauf mit Ambitionen, Selbstbewusstsein und Mut hinzuarbeiten, das ebne den Weg. Angst vor der Zukunft haben Tabea und Luca trotz allem nicht.
Beitragsbild: Pascal Rohe