Young Euro Classic ist ein Schulprojekt in Kooperation mit dem Internationalen Literaturfestival Berlin.

Young Euro Classic: Berliner Schüler*innen schreiben bewegende Texte über Europa

Wutbrief an Ursula von der Leyen

von Victoria Vandrei

Sehr geehrte Frau von der Leyen,
In Griechenland werden seit Anfang 2020 tagtäglich Flüchtlinge von der Grenzpolizei mit Tränengas angegriffen, nur, weil sie sich ein Leben ohne Gewalt, Tod und menschenverachtende Umstände erhoffen.
Und wie reagierten Sie auf die Situation, Frau von der Leyen?
Sie sicherten der griechischen Regierung 350 Millionen Euro zur Grenzsicherung zu! Ge-flüchtete Menschen nehmen eine lebensgefährliche Reise in Kauf, eine Reise, die viele ihr gesamtes Erspartes kostet, eine Reise, die es der Familie ermöglichen soll, gemeinsam und ohne Angst am Tisch zu sitzen und mit den Liebsten das Brot zu teilen.
Stattdessen gelangen die meisten in Flüchtlingslager – zusammengepfercht wie Tiere, ohne Privatsphäre und ohne die Möglichkeit weiterzuziehen. Wie in Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Es ist das größte Flüchtlingslager in Europa und momentan in höchstem Maße überfordert. Ausgelegt war das Camp ursprünglich für nur knapp 3.000 Menschen. Derzeit beherbergt es mehr als 20.000.
Nach dem Ausbruch des Coronavirus wurden die Ärzte der Notorganisationen abgezogen – und das, obwohl gerade die Krätze im Camp umgeht. Und nun wird auch noch die Wasserversorgung nach und nach abgestellt.

Und wie reagiert die EU, Frau von der Leyen? Anstatt Griechenland zu helfen, die Flüchtlinge besser zu versorgen oder sie weiterziehen zu lassen, werden die Grenzbefestigungen ausgebaut. Länder wie Polen und Ungarn machen dicht, andere halten sich aus der EU- Asylpolitik raus.

Sie, Frau von der Leyen, verbarrikadieren Europa.
Sollten Flüchtlinge es doch einmal nach Deutschland schaffen, dann erwartet sie schon das Geschrei der Demonstranten vor den Flüchtlingsheimen oder die Hetze im Internet: „Was suchen Tunesier hier? Marokkaner? Das sind doch unsere Urlaubsgebiete. Was wollen die hier?“ Und: „Wir werden die nie wieder los.“ Oder: „Das deutsche Volk hat nichts mehr zu sagen.“

Das Virus des Rechtsextremismus zieht sich mittlerweile durch ganz Europa. Die Ziele sind überall die gleichen: Schließung der landeseigenen Grenzen und Erhalt der völkischen Homogenität.

Liebe Frau von der Leyen, wollen Sie das allen Ernstes zulassen?

Wir brauchen eine aktive Vorgehensweise von Jugend an: Eine Erneuerung der Lehrpläne in den Schulen! Schüler müssen immer wieder neu lernen, was am Rechtsextremismus so gefährlich ist.

Man muss den Kindern von Anfang an beibringen, wie schnell man in gefährliche Kreise gera-ten kann und was man dagegen unternehmen muss.
Doch nicht nur in den Schulen sollte man für Veränderungen sorgen, sondern auch am Ar-beitsplatz! Die Firmen müssen sich konsequent gegen den Rechtsextremismus stellen und dementsprechend agieren, damit Rechtsextremisten keine Chance haben!
Wir, als Menschheit, schaffen es nur gemeinsam, ein friedliches Leben miteinander zu füh-ren. Wir dürfen den Völkermord an den Juden niemals vergessen. Wir dürfen unsere Augen nicht weiter verschließen. Überall auf der Welt werden auch heute noch Menschen aufgrund ihrer Religion, ihrer Hautfarbe oder Herkunft systematisch diskriminiert oder getötet.

Sie, Frau von der Leyen, haben die Macht etwas zu verändern. Überzeugen Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen und benutzen Sie Ihre politische Macht, um die Welt zu einem friedlichen und sicheren Ort zu machen – für alle!

Mit freundlichen Grüßen,
Victoria Vandrei, Eckener Gymnasium

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