Marian Grau in Machu Picchu

Sein verstorbener Bruder ist immer dabei

Deutschlands wahrscheinlich jüngster Reiseblogger war schon in 31 Ländern. Jetzt hat er ein berührendes Buch geschrieben, in dem es nicht nur um seine Reisen geht.

„Erst zwei“, antwortet Marian auf die Frage, wie viele Interviews er an diesem Tag schon gegeben hat. Am nächsten Morgen ist er noch zum Sat.1-Frühstücksfernsehen eingeladen, am Nachmittag will RTL mit ihm drehen. Marian Grau ist 15 Jahre alt und hat schon 31 Länder bereist. Er macht das für sein Leben gern. Sucht jeden Tag Flüge, checkt neue Reiseziele aus. Und bloggt darüber. Jetzt hat er – neben der Schule, wohlgemerkt! – auch noch ein Buch geschrieben. Ein hochemotionales. Der Titel: „Bruderherz. Ich hätte dir so gern die ganze Welt gezeigt“. Es geht darin nicht nur um seine Reisen, sondern auch um den Tod seines großen Bruders Marlon. Darüber wollen jetzt alle mit ihm sprechen.

Der Jung-Autor genießt das. Beim Bloggen kommt er nur virtuell mit Menschen in Kontakt, jetzt aber kann er Leute treffen und seine Geschichte persönlich erzählen. Im schicken Büro seines Berliner Verlags sitzt ein ganz und gar nicht schüchterner Jugendlicher, der pointiert erzählt, was ein Land für ihn haben muss, um zum Reiseziel zu werden („gutes Essen, tolle Menschen, aufregende Geschichte, interessante Kultur“). Er berichtet freudig, wie er jede Reise mit Hingabe plant (große Tabelle mit Aktivitäten, für jeden Tag einzeln), und erklärt, was in seinem Gepäck nicht fehlen darf (Bild vom Bruder, Snacks, ein Tablet). Ganz wichtig ist ihm auch, dass er seinen Flug und ein paar Unterkünfte immer selbst zahlt. Wovon? „Zeugnis, Geburtstag, Weihnachten – ich wünsche mir: Geld.“ Unpersönlich sei das, aber was soll’s. Marian spart für seinen Traum. Influencer will er nicht werden.

Er hat seinen Bruder jetzt immer im Gepäck

Der sprudelnde Gesprächsfluss versiegt auch dann nicht, als er von seinem Bruder erzählt. Marlon hatte das Leigh-Syndrom, seine Lebenserwartung betrug nur wenige Jahre. Die Familie verbrachte die gemeinsamen Urlaube deshalb im Kinderhospiz, bis Marlon im Alter von neun Jahren gestorben ist. Marian erinnert sich ohne große Wehmut daran. Er hat seinen Frieden damit gemacht und seine ganz eigene Therapie gefunden: „Ich hätte ihm gerne die Welt gezeigt, deshalb nehme ich ihn jetzt mit.“ Wenn er mit seinem Vater reist – die Eltern leben getrennt –, verteilen die beiden Marlons Haare. Ihnen gefällt die Vorstellung, dass ein Teil von ihm jetzt am Nordkap ist, einer an der Copacabana und ein anderer bei Machu Picchu liegt.

In diesem Jahr will Marian noch ins Baltikum, nach Dubai, New York und Taiwan fliegen. Was für manche stressig klingt, sei für ihn genau das Richtige. Auch wenn es seine Mutter manchmal nerve, wie weit – und in welchem Tempo – er in die Zukunft plant. Ob er eigentlich auch mal gern zu Hause ist? „Klar! Mit dem Hund auf der Couch.“ Aber dann wiederum gebe es da draußen ja noch so viel zu entdecken. Als Nächstes ein paar Fernsehstudios.

Reiseberichte und allerhand 
nützliche Tipps teilt Marian auf seinem Blog GeoMarian.de

Titelfoto: privat

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