Abschlussbild-Ikarus-Buehne
Acht Stücke waren für den Ikarus-Jugendtheaterpreis nominiert.

Fußball tanzen: Jugendtheaterpreis Ikarus geht an „Peng! Peng! Boateng!“

Jedes Jahr werden die besten Kinder- und Jugendtheaterstücke mit dem Ikarus ausgezeichnet. In diesem Jahr ging der beliebte Preis an „Peng! Peng! Boateng!“ vom Heimathafen Neukölln.

Als sich die ersten Künstler und politischen Vertreter im Foyer der Akademie der Künste sammeln, liegt das eckig-graue Gebäude bereits im Dunklen. Aufgeregte Stimmen schwirren durch die Luft. Theaterleiter schütteln eifrig Hände, Künstler tauschen sich aus und Kinder toben zwischen diskutierenden Erwachsenen herum. Die Kindertheaterszene wirkt klein und familiär.

Bereits zum 16. Mal wurde in der vergangenen Woche der Ikarus-Theaterpreis für die beste Berliner Kinder- und Jugendinszenierung des Jahres verliehen. Für den mit 5 000 Euro dotierten Preis waren acht Stücke nominiert, unter anderem vom Atze Musiktheater und dem Theater an der Parkaue.

Berlins Kindertheater ist vielseitig – und unterfinanziert

Am spannendsten, neben der Auszeichnung, waren natürlich die kurzen Präsentationen. Hier ging es sehr musikalisch, bunt und laut zu. Schnell wird deutlich, mit welcher Vielfältigkeit die Kinder- und Jugendtheater Berlins kleine und große Zuschauer an das Medium Theater heranführen, sie unterhalten und zum Nachdenken anregen. So erzählt „compagnie toit végétal“ ganz ohne Worte die Geschichte des kleinen Akim, der vor Krieg flüchten muss und schließlich im Flüchtlingslager seine Mutter wiederfindet. „Aus die Maus“ vom Grips Theater thematisiert hingegen Obdachlosigkeit. Was braucht man wirklich zum Leben? Wie fühlt es sich an, nachts im Schlafsack auf der Parkbank zu liegen?

Preistraeger Breakdancepose
Im nun preisgekrönten Stück vom Heimathafen Neukölln verschmelzen Fußball und Breakdance – eine akrobatische Meisterleistung. Foto: Kay Herschelmann

Die Gewinner des Abends wurden nicht oscarlike aus einem goldenen Umschlag gezogen. Ein großes Banner, zuvor besprüht von einem Berliner Streetartkünstler, entrollte sich stattdessen eindrucksvoll von der Decke. Darauf der Titel: „Peng! Peng! Boateng!“. Die Produktion des Heimathafens Neukölln unter der Regie von Nicole Oder erzählt die Geschichte der drei Boateng-Brüder nach dem Buch „Die Brüder Boateng. Drei deutsche Leben zwischen Wedding und Weltfußball“ von Michael Horenis. Von der Jury gelobt werden sowohl die Innovativität der Sportszenen als auch die musikalischen Rap- und -Beatboxeinlagen, geschrieben von George Boateng. Das Besondere: Statt Fußball auf der Bühne zu spielen, tanzen die Schauspieler Breakdance. Kein Wunder, dass für das Gewinnerfoto auch sportlich posiert wird.

Dass an einem Abend wie diesem nicht ein Hauch Konkurrenzverhalten in der Luft liegt, zeugt von der starken Solidarität in der Szene. Ein fader Beigeschmack bleibt dennoch: Unterfinanziert und kulturpolitisch kaum bedacht bleibt Kindertheater trotzdem. Das gilt es, mit der rot-rot-grünen Koalition zu ändern.

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Kategorien Kultur Theater

90er-Kid, Bücherwurm, Weltenbummler. Ich liebe Musik und das geschriebene Wort. Letzteres kann man von mir seit 2012 hier lesen. Meine große Leidenschaft gilt dem Theater, das mich mehr als alles andere fasziniert. Wenn ich durch die Straßen Berlins laufe, kommt mir das Leben vor wie eine Aneinanderreihung vieler kleiner Inszenierungen, deren Geschichten alle festgehalten werden wollen. So inspiriert mich unsere Hauptstadt stetig zu neuen Themen für unsere Seite.