Eine rauchig weiche Stimme, die an durchzechte Nächte erinnert und aus der Dunkelheit eine tiefe Melancholie heraufbeschwört, gepaart mit Posaunen, Schlagzeug und Gitarrenklängen – Faber hat sein Debütalbum „Sei ein Faber im Wind“ veröffentlicht und gibt damit der deutschsprachigen Popmusik einen neuen Impuls.
Von Viola Blomberg
Der Züricher Singer-Songwriter heißt eigentlich Julian Pollina und ist der Sohn des sizilianischen Songwriters Pippo Pollina. Bereits mit 15 Jahren begann Faber Songs zu schreiben und finanzierte seine erste EP noch mit Crowdfunding. Mittlerweile ist er 23 Jahre jung, singt und schreibt als sei er doppelt so alt und hat gemeinsam mit Tim Tautorat, einer der Musikproduzenten, ohne den im Pop wenig ginge, alles auf den Punkt gebracht, um ein atmosphärisches Werk zu schaffen.
Sein Debüt „Sei ein Faber im Wind“ beginnt mit einer posaunenlastigen Ouvertüre, die die Sehnsucht und Nostalgie, die sich durch sein Werk zieht, einleitet. Kurz darauf setzt Fabers Stimme ein: Seine rau raspelnde, beinahe abgrundtiefe aber charaktervolle Stimme erinnert an Leonard Cohen oder AnnenMayKantereit-Sänger Henning May und übertrifft die üblichen Wohlfühlmelodien des deutschen Pops. Auch seine unverblümten Texte sind frei von verkrampften Herzschmerz-Zeilen à la Tim Benzko und Mark Foster und lassen inhaltslosem Phrasengedresche keine Chance. Faber spielt in seinen sprachgewaltigen Songs mit verschiedenen Perspektiven: In „Wer nicht schwimmt, der taucht“ singt er über die aktuelle Lage der Flüchtlinge. Sein Protagonist liegt vor Lampedusa im Liegestuhl und sieht den Schlauchbooten beim Kentern zu.
Ähnlich provozierend und sarkastisch geht’s auch in seiner vorab erschienenen Single „Sei ein Faber im Wind“ zu: „Warum du Nutte träumst du nicht von mir?“, singt Faber seiner Verflossenen hinterher und überschreitet damit die Grenzen des deutschen Pops. Mit halbironischen Zeilen, die eher an Kraftklub erinnern („Dein Lied“), lässt er, ganz Gangsterrap-typisch, die political correctness hinter sich und verschafft seinen Fans ein kleines Hörabenteuer.
Ob der Sänger mit seinen lyrischen Texten in Kombination mit der rauen, tiefen und zerrissenen Stimme von sich selbst, von einer übersättigten Generation oder von einer fiktiven Person singt, bleibt unklar. Denn schließlich geht es immer wieder um alles und irgendwie auch um nichts, weil manchmal auch alles egal sein kann. Doch wenn er singt: „Es ist so schön, dass es mich gibt…“, können wir dem jungen Sänger nur zustimmen. Auch wenn sein Debüt nicht jedem gefallen wird – Faber verkörpert längst eine neue Hoffnung für die deutschsprachige Popmusik