Überirdisch: Marteria veröffentlicht „Roswell“

Eine Reise „vom Endboss zur Endzeit“ kündigt Marteria mit seinem Album „Roswell“ an. Der Titel – eine Anspielung auf die gleichnamige Science-Fiction-Serie – verrät es bereits: Was da wie ein Laserschwert unsere Boxen zerteilt, kommt nicht von dieser Welt.

Nicht nur die Single „Aliens“, die mit Feature Teutilla (dem Alien-Alter Ego von Beatsteaks-Sänger Arnim) vorab in den Orbit geschossen wurde, hat überirdisches Ohrwurm-Potential. Die Synthesizer-Beats und Samples auf „Scotty beam mich hoch“ kreieren ein Raumstation-Flair, in dem sogar Störgeräusche cool klingen. Auf „El Presidente“ kommen südamerikanische Rhythmen hinzu, die eingängige Hook lässt sich hervorragend durch die Lautsprecher unseres Ufos singen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Das Album ist jedoch keine bloße Irrfahrt durchs All. Marteria identifiziert sich bewusst mit dem Anderssein. Fast jeder Track thematisiert daher die Ambivalenzen unseres Lebens innerhalb der Erdatmosphäre und wirft einen sehnsuchtsvollen Blick darüber hinaus. Es ist der ewige Struggle zwischen Zielen und Dispositionen, den wir alle kennen. Der Grundton bleibt dabei trotzdem optimistisch. Denn: Mit der richtigen Gang als Raumschiffbesatzung werden die irdischen Probleme vom Asteroiden zum Staubkorn.

So sieht Marteria zum Beispiel ironisch auf den Stellenwert von Geld herab oder reflektiert seine Höhenflüge in der Berliner Partyszene. Sein Fazit: Man muss sich nicht immer ins Weltall katapultieren, um glücklich zu sein. Ein bisschen melancholisch ist der Rückblick auf die Kindheit des Rappers in seinem eigenen Roswell am Meer– Marterias Heimatstadt Rostock. Mit „Cadillac“ hingegen können wir uns jede Neuköllner Spielhalle zu unserem Las Vegas erträumen.

Marteria bringt uns nach seiner langen Expedition das Anderssein als reizvolles Gut mit auf die Erde – und präsentiert sich definitiv als der lässigste Alien im ganzen HipHop-Universum.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Kultur Musik

Schreiben ist meine Neurose. Ich mache das wirklich nicht freiwillig. An pathologischer Schreibwut leide ich etwa seit meinem neunten Lebensjahr. Heute bin ich 24. Sie äußert sich in der übermäßigen Produktion von Texten, dabei reagiere ich sensibel auf gute Geschichten. Schreiben ist mein Plüsch–Airbag gegen Schleudertraumata im täglichen Gedankenkarussell, Weckglas für klebrig-süße Memoirenmarmelade und die doppelte Aspirin am Morgen nach einem exzessiven Empfindungsrausch. Ich habe eine Schwäche für Präpositionen mit Genitiv, Schachtelsätze und Ironie. In die Redaktion komme ich nur, weil es da umsonst Tee gibt.