Nur etwas für echte Fans: Philipp Poisel veröffentlicht „Mein Amerika“

Nach sechs Jahren kreativer Funkstille gibt es Neues von Philipp Poisel. Sollte man meinen. „Mein Amerika“ verspricht Abenteuer. Doch der Sänger schlendert die ausgetretenen Pfade vergangener Liebeskummer-Nummern entlang. Immerhin der Klangteppich, auf dem er durch seinen Lieblingskontinent reist, hat an Komplexität gewonnen. Die Country-Elemente in „Ein Pferd im Ozean“ sind beinahe originell. Über „San Francisco Nights“ hingegen lassen sich problemlos ein paar Zeilen seines Alt-Hits „Eiserner Steg“ trällern.

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Es scheint, als wäre die Zeit einfach stehengeblieben. Oder zurückgedreht worden. Poisels Sehnsuchtsfantasien finden ihre Entsprechungen in Witterung und Tageszeiten – wie bei Goethes Werther. Voller Fernweh und Nostalgie malt seine Stimme ein idealisiertes Amerika, das einem Abziehbildchen aus den Kaugummi-Automaten der 90er gleicht. Für einen freudentränenbenetzten Wimpernschlag scheint es, als gäbe es keine Probleme auf dieser Welt. Und oben leuchten die Sterne. Die sich übrigens noch immer wirkungsvoll auf „gerne“ reimen. Wie ein Goldfisch kreist Philipp Poisel in seinem emotionalen Aquarium. Der große Ozean ist erahnbar, rauscht aber bestenfalls von fern. Echte Poisel-Fans können sich jedoch Kakao trinkend in ihre Wolldecken kuscheln und den Soundtrack zur Februar-Melancholie genießen.

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Kategorien Kultur Musik

Schreiben ist meine Neurose. Ich mache das wirklich nicht freiwillig. An pathologischer Schreibwut leide ich etwa seit meinem neunten Lebensjahr. Heute bin ich 24. Sie äußert sich in der übermäßigen Produktion von Texten, dabei reagiere ich sensibel auf gute Geschichten. Schreiben ist mein Plüsch–Airbag gegen Schleudertraumata im täglichen Gedankenkarussell, Weckglas für klebrig-süße Memoirenmarmelade und die doppelte Aspirin am Morgen nach einem exzessiven Empfindungsrausch. Ich habe eine Schwäche für Präpositionen mit Genitiv, Schachtelsätze und Ironie. In die Redaktion komme ich nur, weil es da umsonst Tee gibt.