Ein Neuanfang ist immer schwierig. Als Folge eines Krieges scheint er schier unvorstellbar und surreal.
Uns, die in einem friedvollen Land aufwachsen, helfen Dokumentation, um ein Bewusstsein für die Schicksale, die hinter den Neuanfängen stecken, zu erlangen. Das gerade erschienene Buch „Neu in der Fremde“ könnte helfen. Zwanzig Menschen unterschiedlichen Alters, die ihre Heimat verlassen mussten, berichten darin über ihren Umgang mit der Angst und Unsicherheit, über Solidarität und Glücksgefühle nach dem Ankommen.
Das Buch bündelt sowohl Berichte aus jüngster Vergangenheit als auch bereits zurückliegende Schilderungen. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der subjektiven Darstellung der jeweiligen Geschehnisse, die einen unbeschönigten und vor allem ehrlichen Einblick in die ergreifenden Geschichten hinter den vielen Namen und Gesichtern unterschiedlicher Ethnien bieten. Sei es die Jugendliche Siri, die mit ihren zarten 15 Jahren bereits die Essenz dieser schlimmen Fügungen verstanden hat. Oder aber der 27-jährige Aboud, der ergreifend den Schwebezustand zwischen Gegenwart und Zukunft, zwischen Verzweiflung und Angst seiner Abschiebung dokumentiert. Jede Geschichte steckt voller Hürden, die es zu bewältigen gilt, und die das Thema des Neuanfangs umso menschlicher und den Menschen dahinter fragil erscheinen lassen.
In einer Zeit, in der drei Bundesländer die AfD mit mehr als zehn Prozent in ihre jeweiligen Landtage gewählt haben, ist es unerlässlich, für diese einschneidenden Schicksale und Geschichten zu sensibilisieren.
Von Julia Heyer, 27 Jahre